Die Welt aus den Fugen

FRIEDENS-MARSCH

Auch dieses Ostern wird wieder gegen Krieg und Waffen marschiert, allein in elf norddeutschen Städten und Orten. Zum Beispiel an der schleswig-holsteinischen KZ-Gedenkstätte Ladelund, von wo aus es nach Bramstedtlund geht, dem Standort der Elektronischen Kampfführung der Bundeswehr. Die meisten Umzüge finden bereits am Ostersamstag statt, zum Beispiel in Flensburg, Kiel, Lübeck, Hannover, Bremen, Bremerhaven, Goslar, Oldenburg, und Osnabrück. In Hamburg und Wedel wird erst Ostermontag marschiert.

Viele Jahre konnte man als Kriegsgegner im fast blinden Vertrauen, auf der richtigen Seite zu stehen, zum Ostermarsch gehen. Heute ist die Weltlage etwas komplizierter. Ostern 2015, zum Höhepunkt der Ukraine-Krise etwa, gab es unter den Teilnehmern einige Widersprüche und Diskussion, berichtet Markus Gunkel vom Hamburger Forum für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung. Etwa darüber, ob es für die Annektion der Krim durch Russland eine Legitimation gibt. Doch man sei sich, so Gunkel, in der wichtigsten Frage einig: „Dass die Waffen schweigen müssen.“ 2016 seien der Krieg in Syrien und der Türkei, die Rüstungsexporte über den Hamburger Hafen und eine menschenwürdige Asylpolitik die Themen.

Mit den Worten „Die Welt ist aus den Fugen – das ist nicht zu übersehen“ beginnt Hamburger Aufruf, der von diversen Linken Gruppen und Einzelpersonen unterzeichnet ist. Die Bundeswehr sei inzwischen weltweit an Kriegen beteiligt. Für Militäreinsätze gebe man Geld aus, während in Flüchtlingslagern im Nahen Osten Menschen hungern. Kritisiert wird auch die „Kriegspropaganda“ in vielen Medien. Staaten wie Russland und Iran werden dämonisiert, und die Furcht vor dem islamistischen Terrorismus werde geschürt. „Aus unserer Sicht ist ganz klar: Die Hauptkriegstreibenden sind Nato und USA“, sagt Gunkel. Letztere hätten die höchsten Rüstungsausgaben.

Eine „neue Entspannungpolitik“ und verstärkte Diplomatie, Verhandlungen mit Russland und Syrien statt Sanktionen fordert der Bremer Ostermarsch-Aufruf. Und in allen Aufrufen geht es um das Thema Flucht. „Fluchtursachen erkennen –Kriegsursachen beseitigen!“, fordert das Kieler Friedensforum. „Kriege stoppen, Fluchtursachen beseitigen – geflüchtete Menschen aufnehmen“, verlangt das Friedensbüro Hannover. „Rechte Strömungen“, versichert Gunkel, „gibt es bei uns nicht.“ KAJ