Feste Strukturen

Kampagne „Stadt. Land. Fluss.“ wendet sich gegen die immer besser organisierten Nazis im Hamburger Süden

Das sind die Neonazis südlich der Elbe nicht gewohnt: Auch ohne eigene Aktion handeln sie sich Protest ein. Seit Anfang des Jahres bemühen sich die „Nationaldemokratische Partei Deutschlands“ (NPD) und die „Freien Kameradschaften“ (FK) um eine Verankerung in Hamburg-Harburg. In den vergangenen Wochen störte die Antifa-Kampagne „Stadt. Land. Fluss. Kein Raum den Nazis“ diese Bestrebungen. Heute Nachmittag lädt sie zur Demonstration nach Harburg.

Keine zwei Stunden später dann will die Neonaziszene um den NPD-Kreisvorsitzenden Martin Dembrowsky und den FK-Nachwuchskader Alexander Hohensee gegen die „Hetzkampagne“ aufmarschieren – Motto: „Ihr spielt mit dem Feuer“. Nicht das erste Mal, dass die Kameraden auf das Engagement reagieren: Angeführt von Hohensee wollten sie Ende November eine Veranstaltung über Neonazistrukturen stören. 20 Rechte fing die Polizei ab, gut doppelt so viele marschierten später durch Harburg.

Dort „haben sich längst feste Strukturen etabliert“, sagt ein Sprecher von „Stadt. Land. Fluss.“: An mehreren Schulen träten die Neonazis offen auf, in vielen Kneipen seien sie gern gesehen. Immer wieder komme es zu Übergriffen. Verunsichern ließen sich die Kameraden jüngst durch die Outing-Aktionen von „Stadt. Land. Fluss.“: Die Antifas verteilten Flugblätter vor den Wohnungen führender Nazi-Kader. Auch den „Eißendorfer Schützenverein“ schrieb man an: Standwart Andreas H. wirkt seit Jahrzehnten in der militanten Neonaziszene mit. Von dieser Gesinnung des Vorstandsmitgliedes H. nichts gewusst zu haben, beteuerte der Vereinsvorsitzende – und dass H. „nur zu seiner eigenen Waffe“ Zugriff gehabt habe.

Für heute Nachmittag erwartet die Polizei rund 100 Antifaschisten und nicht ganz so viele Rechte. Aber, so eine Sprecherin: „Es werden ausreichende Kräfte vor Ort sein.“ Andreas Speit

Antifa-Demo: Sonnabend, 14 Uhr, Herbert-Wehner-Platz, Hamburg-Harburg