LeserInnenbriefe
:

taz bremen | Pieperstr. 7 | 28195 Bremen | briefe@taz-bremen.de | www.taz.de

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Permanente Rechtsverdrehung

„Zeit, die Angst zu überwinden,“ taz.bremen vom 17. 3. 16

„Es muss eine reine gesundheitliche Diskussion sein“? Aber die Entscheidung ist doch wohl erstmal eine juristische: Wenn die Freiheitsbeschränkung durch das Betäubungsmittelgesetz nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist, dann ist zunächst ein hohes Gericht gefragt. Die Politik muss dann nach den Vorgaben unserer Rechtsordnung angemessene Verfahren entwickeln. Kann doch nicht sein, dass aus dem Unwillen der Konservativen eine permanente Rechtsverdrehung für statthaft erklärt wird.

Kai W. Reinschmidt , taz.de

Jugendliche sind nicht dumm

„Ein Verbot vergrößert die Risiken“, taz.bremen vom 5. 3. 16

Es ist richtig, dass man Drogen nicht verharmlosen sollte. Dennoch muss man klar die Vor- und Nachteile der Prohibition abwägen. Ich möchte dies jetzt nicht ausführen, dazu gibt es Bücher und Artikel. Letztlich kommt man jedoch zu dem Schluss, dass die Prohibitionspolitik, wie sie momentan vertreten wird, mehr schadet als nützt.

Eine Legalisierung muss ja nicht gleich heißen, dass die Drogen für jedermann, überall und so viel, wie man will, zur Verfügung stehen. Die Politik muss sich zu einer richtigen Abgabe Gedanken machen. Werbung sollte gar nicht gemacht werden; so bin ich auch für ein striktes Werbeverbot von Alkohol und Tabakwaren. Und das Allerwichtigste ist Aufklärung, die aber momentan nicht bzw. falsch stattfindet. Ein bezüglich psychoaktiver Substanzen aufgeklärter Mensch wird wahrscheinlich nicht vorhaben, jemals Heroin zu konsumieren. Zumindest kann ich das von mir behaupten, da ich mich selbständig aufgeklärt habe. Und nein, die Jugendlichen sind nicht dumm und verantwortungslos (okay, ein paar schwarze Schafe gibt es immer). Eine drogenfreie Gesellschaft ist eine Utopie (und meiner Meinung nach auch gar nicht erstrebenswert). Jakob Arno, 17 Jahre, taz.de

Der Weg in die Heroinsucht ist lang

„Ein Verbot vergrößert die Risiken“, taz.bremen vom 5. 3. 16

Heroin ist bei richtiger Dosierung in reiner Apothekenqualität für den Körper sehr gut verträglich. Man kann trotz der bestehenden Sucht alt damit werden und bei richtiger Dosierung sogar arbeiten gehen. Wenn man sich z.B. mal über die positiven Erfahrungen der Schweizer und Niederländer mit Originalstoffvergabe an Schwerstabhängige als Therapieansatz informiert, geht einem schnell ein Licht auf. Methadon als Ersatzdroge ist das reinste Gift im Vergleich zu sauberem Heroin. So gesehen, ist die größte und lebensbedrohlichste Gefahr für Konsumenten von Schwarzmarkt-Heroin tatsächlich der schwankende Reinheitsgrad und die Streckmittel selbst.

Außerdem: Keiner, aber auch wirklich keiner, redet bei der Diskussion um die Legalisierung von Drogen davon, Heroin so zugänglich wie Gummibärchen zu machen. Der Weg in die Heroinsucht ist eher lang und wird von harten Lebensumständen begleitet. Kein normaler Mensch kommt am Samstagnachmittag aus einer Laune heraus auf die Idee, sich eine zünftige Heroinsucht als Hobby zuzulegen, und auch im Supermarkt oder nächstem Coffee-Shop wird man den Stoff niemals bekommen. Und falls es doch mal jemand aus Blödheit probieren möchte: vom örtlichen Schwarzmarkt-Dealer ist momentan gewiss keine Risikoberatung zu erwarten.

Bei der Legalisierung von Drogen geht es um Rechtssicherheit, Menschenwürde, Gesundheitsschutz und Therapie. Nicht darum neue Konsumenten harter Drogen zu generieren.

Denkentutnichtweh , taz.de