Studium auf Kredit

Immer mehr Geldinstitute bringen Darlehen zur Studienfinanzierung auf den Markt. Teure Stundung

„Sicherheiten erwarten wir nicht. Aberwir gucken uns die Leute an“

Nachdem das Bundesverfassungsgericht Studiengebühren erlaubt hat, droht sich die Geldnot vieler Studenten zu erhöhen. Das nutzen Banken und Sparkassen und bieten Kredite zur Finanzierung der Ausbildung an. Jetzt gehen einige Sparkassen und die Deutsche Bank mit einem Studienkredit an den Start, die Dresdner Bank will folgen, die Postbank überlegt noch.

Bei der Deutschen Bank können bis zu 800 Euro im Monat geliehen werden, zu einem effektiven Jahreszins von 5,9 Prozent. Die Laufzeit ist auf fünf Jahre begrenzt, die Höhe des Kredits auf 30.000 Euro. Die Rückzahlung kann teuer werden: Dafür wird ein eigener Vertrag geschlossen mit einem Zins, der sich am Markt orientiert und je nach Laufzeit variiert. Gepumpt wird das Geld nur Interessenten, die mit einem Studienplan überzeugen und regelmäßig Leistungsnachweise aus der Uni vorlegen.

Bei der Hamburger Sparkasse, der bundesweit größten Sparkasse, gebe es schon „reges Interesse“ an dem Studentendarlehen, das seit dem 1. Oktober zu haben ist, sagt Pressesprecherin Asli von Rheden. Auch die Bremer Sparkasse arbeitet an einem solchen Angebot, will es aber erst Anfang 2006 vorstellen.

In Hamburg können bis zu 440 Euro im Monat geliehen werden, zu einem kapitalmarktabhängigen Jahreszins, der aktuell bei 5,95 Prozent liegt. Die Laufzeit endet nach spätestens sechs Jahren, die Rückzahlung muss zwölf Jahre nach Studienabschluss erfolgt sein. „Sicherheiten erwarten wir nicht“, so von Rheden, „aber wir gucken uns die Leute an und haken nach, wie es im Studium läuft.“

Verbraucherschützer sehen die neuen Studienkredite der Privaten mit Skepsis. Sie raten, noch zu warten und alternative Finanzierungswege in Betracht zu ziehen. Nach einer Umfrage des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes wäre mehr als ein Fünftel der bundesweit zwei Millionen Studenten unter Umständen bereit, für ihre Ausbildung einen Kredit aufzunehmen.

Das Bundesverfassungsgericht hat die Länder angewiesen, für soziale Absicherung der Gebühren zu sorgen – den Studenten also Finanzierungsangebote zu machen. Die Hamburger Wissenschaftsbehörde hat ein solches Angebot in der Mache und will es demnächst vorstellen. In Bremen sieht man dazu keinen Anlass, so der Sprecher des Ressorts.

Als weiteres Angebot von staatlicher Seite gibt es ab April ein Studentendarlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die öffentliche Bankengruppe, die zu 80 Prozent dem Bund und zu einem Fünftel den Ländern gehört, gibt monatlich maximal 650 Euro Kredit. Auch der KfW-Zins soll sich am Kapitalmarkt orientieren, aktuell läge er laut Pressestelle zwischen 5,0 und 5,5 Prozent.

Auch beim KfW-Kredit beträgt die Höchstlaufzeit zehn Semester. Vergeben wird er nur an Studenten unter 30. Für die Tilgung gibt die Bank viel Zeit: bis spätestens 26 Jahre nach Studienabschluss. Wer kein ausreichendes Einkommen erzielt – also unter der Pfändungsfreigrenze von derzeit 990 Euro für Alleinstehende liegt – müsse nicht zurückzahlen, verspricht die Bank. Eva Weikert/mnz