Evis Welt ist wieder in Ordnung

Nach zwei Jahren im Leistungstief scheint Staffel-Olympiasiegerin Evi Sachenbacher wieder auf gutem Weg

MÜNCHEN taz ■ Es ist nun schon eine ganze Weile her, dass Bundestrainer Jochen Behle die Skilangläuferin Evi Sachenbacher öffentlich gelobt hat. Vor dem Weltcupauftakt am Wochenende in Düsseldorf jedoch sagt er: „Ich bin auf ganzer Linie zufrieden mit Evis Leistung. Unsere Kontrollen zeigen, dass sie in diesem Winter in der Weltspitze mitlaufen kann.“ Solch anerkennende Sätze hatte man nach den Differenzen des Vorwinters schon gar nicht mehr erwartet, Sachenbacher und ihr Trainer haben in weniger freundlichen Worten zwar übereinander, aber nicht mehr miteinander geredet.

Doch Evi Sachenbacher, die nach ihrer Hochzeit nun offiziell Sachenbacher-Stehle heißt, hat ihren Alleingang beendet und ist in den Schoß des Skiverbandes und ihrer Trainingsgruppe in Ruhpolding zurückgekehrt. Glaubt man dem Bundestrainer, dann war das ihrer Leistung nur förderlich. Die Vorbereitung auf die vergangene Saison hatte Sachenbacher, nachdem Behle ihr vorgeworfen hatte, ihr Training leide unter zu vielen PR-Verpflichtungen, noch alleine mit Privattrainer Wolfgang Pichler gestemmt und sich dabei mit einem erhöhten Trainingspensum gequält. Doch der Leistungsaufschwung blieb aus, sie schleppte sich mehr schlecht als recht durch den Winter, eine Erkältung folgte der nächsten, bei der WM in Oberstdorf blieb sie ohne Medaille. Öffentlich wurden Zwistigkeiten zwischen Bundestrainer Behle und Privatcoach Pichler ausgetragen, dazwischen stand eine bisher nur an die Sonnenseiten des Sportlerdaseins gewöhnte Athletin, die Niederlagen gern schönredete und sich beklagte, dass Behle nicht mehr mit ihr direkt spreche, sondern sie nur noch via Medien schelte. „Wir reden wieder mehr miteinander“, verkündet sie nun frohgemut. Und Gespräche mit den Kolleginnen habe es zur Verbesserung des Teamgeists auch gegeben. Überhaupt scheint sich alles auf wunderbare Weise gefügt zu haben: Pichler arbeite jetzt eng mit DSV-Stützpunkttrainer Bernd Raupach in Ruhpolding zusammen, beide wiederum stünden im regen Austausch mit Behle. „Die Kommunikation klappt jetzt viel besser“, sagt Sachenbacher. Alles also wieder gut in Evis Welt. Sie strahlt wie eh und je: „Harmonie im Umfeld ist mir wichtig. Es muss schon alles passen.“

Die Rennen in Düsseldorf, wo die Weltelite am Samstag und Sonntag auf einem dünnen Kunstschneeband am Rhein entlang skatet, können freilich kein Gradmesser für Sachenbachers Leistungsvermögen sein. Es geht bei den Sprints mehr um Show denn um Sport, und Sachenbacher möchte sich sowieso mehr auf die Distanzrennen konzentrieren. „Ich will schon eine Medaille bei Olympia“, formuliert sie ihre Ziele weitaus forscher als im Vorjahr, als sie nur vage Einschätzungen verlauten ließ. Die Wettkämpfe in Turin im Februar könnten ihre Bewährungsprobe werden.

Noch hat ihr zwei Jahre andauerndes Formtief ihre Popularität nicht geschmälert, doch in Turin muss sie sich nun beweisen: Als fröhlich lächelndes Mädel aus Oberbayern hat sie die deutsche Staffel 2002 und 2003 zu Olympia- sowie WM-Gold geführt. Kann sie vier Jahre nach Salt Lake City ähnlich auftrumpfen, gehört sie zum Kreis der großen Läuferinnen. Rangiert sie weiter nur im Mittelfeld, wird sie die Strahlefrau bleiben, die dank Euphorie und Glück zwei große Erfolge einheimsen konnte, danach aber häufiger auf Werbeplakaten denn hinter der Ziellinie gestrahlt hat.

KATHRIN ZEILMANN