Essigreiniger-Mord

Wochenendkrimi: „Bella Block“, (Sa., 20.15 Uhr, ZDF)

Der Mann liegt erstochen auf dem Bett. Von einer Sauerei kann trotzdem nicht die Rede sein. Es lassen sich kaum Blutspritzer in der Wohnung finden, nach der Tat muss jemand mit Feudel und Spüli durchgegangen sein.

Bella Block (Hannelore Hoger) bringt den Untersuchungen jedoch wenig Aufmerksamkeit entgegen; sie ist mit ihren Gedanken bei einem Fall, der gar nicht in ihre Zuständigkeit fällt: Am Abend zuvor ist eine polnische Spargelstecherin nahe einem Markplatz vergewaltigt worden. Die Kommissarin hatte beim Einkaufen zufällig beobachtet, wie sich Opfer und Peiniger kabbelten, aber nicht eingegriffen. Block ist mal wieder empört – vor allem über sich selbst: Hätte sie die Tat vielleicht verhindern können?

Es dauert, bis klar wird, was der sauber entsorgte Ehemann mit der quasi-öffentlichen Vergewaltigung zu tun hat. Drehbuchautorin Beate Langmaack, die für den von ihr miterneuerten Mecklenburger „Polizeiruf“ einen effizienten assoziativen Stil entwickelt hat, geht es in „Die Frau des Teppichlegers“ nicht um die Täterüberführung. Wer mitknobeln will, braucht diese Block-Episode (Regie: Kai Wessel) gar nicht erst einschalten. Dass der Erstochene auf dem Bett von seiner Gattin aus dem Leben befördert wurde, steht schon bald fest. Und dass die Vergewaltigung ein Hirngespinst der Polin ist, kann schnell ausgeschlossen werden – auch wenn das Blocks Vorgesetzter anders sieht.

Kriminalistischen Schnickschnack sucht man hier vergeblich, stattdessen werden unscheinbare Frauenfiguren in den Vordergrund geschoben: die mordende Ehefrau (großartig: Judith Engel) etwa oder die „Frau des Teppichlegers“ (noch großartiger: Ulrike Krumbiegel), die Zeugin der Vergewaltigung war und nicht eingriff. Der Krimi wird so zum stillen Psychotrip in die Welt der Essigreiniger und Einbauküchen. CHRISTIAN BUSS