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„Warnzeichen für Europa“

DISKUSSION Linksaktivist Ethan Young spricht über die US-Wahl und mögliche Ergebnisse

Ethan Young

63, ist amerikanischer Gewerkschafter. Er engagiert sich seit Jahrzehnten in der linken Szene, lebt zurzeit als Autor in Brooklyn.

taz: Herr Young, warum ist es wichtig über die US-Wahl zu diskutieren?

Ethan Young: Die Präsidentschaftswahl nächsten November ist der wichtigste politische Termin nicht nur dieses Jahres. Die Polarisierung unserer Politik und Wählerschaft ist heute offenkundig. Man muss versuchen, die Gründe davon auszuloten und zu verstehen.

Wie läuft der Vorwahlkampf im Moment?

Der Vorwahlkampf wird bisher durch massive rassistische Angriffe gegen Ausländer und generell nicht-weiße Teile der Bevölkerung geprägt. Das ist ein unmittelbare Ergebnis der Angst, die die Gesellschaft beherrscht und die man in der Feindschaft gegen Migranten, Muslime oder Nicht-Christen sehen kann.

Welche Rolle spielt Obamas Präsidentschaft dabei?

Das war politisch eine gute Zeit, mit allen ihren Erfolgen und Fehlern. Die Wahl eines schwarzen Mannes war eine Überraschung für die ganze USA. Viele Menschen haben das leider als Zeichen des Verfall verstanden. Die Polarisierung der Gesellschaft ist dadurch schlimmer geworden und die rechtsradikale Ideen haben an Boden gewonnen.

Was halten Sie von den aktuellen Kandidaten?

Es gibt zwei wesentliche Kandidaten: den republikanischen Donald Trump und den demokratischen Bernie Sanders. Dieser letzte stellt die Alternative zu einer neoliberalen und, noch schlimmer, rassistischen Politik dar, die Trump verkörpert.

Glauben Sie, dass es ein gutes Ergebnis überhaupt geben kann?

Ich wäre zufrieden, wenn Sanders gewinnen würde. Ich finde die Art, in der er den Wahlkampf weiterbringt sowie seine politische Inhalte gut. Er versucht, eine direkte Beziehung mit den Leute zu haben und nimmt nur Spenden von normalen Bürgern an. Das, sowie sein politisches Programm besonders in Bezug auf die Bildung, bilden einen krassen Gegensatz zu Trumps Politik. Diese hat keine sachliche Basis, da Trump eigentlich ein Unternehmer und ein Mann der Show ist. Aus diesem Grund lieben die Medien ihn – das spielt leider eine große Rolle.

Was bedeutet die US-Wahl für die europäische Gesellschaft?

Was in der USA passiert, ist normalerweise ein Warnzeichen für Europa, besonders durch die direkte Beziehung zwischen der amerikanischen und britischen Poltik.

Interview: Anna Dotti

19.30 Uhr, Centro Sociale, Sternstraße 2