Elegant geschönt

„Dieses ganze hässliche Geschirr hat letztendlich doch noch einen Sinn“ – im Atelier Paul Reimert

Der Künstler an der Berliner Oberbaumbrücke ist kein komischer Kauz. Eher einer, der eine neue Form gefunden hat und nun unermüdlich dabei ist, sie zu füllen. Mit Tellern, Tassen, Teekannen und Nippesfiguren aus Porzellan. Besonders Letztere kaputtzuhauen, um daraus etwas Neues zu kreieren, macht ihm Spaß. Er hasst diesen Kitsch.

Jeden Morgen um zehn Uhr schließt Reimert sein Atelier auf und schaut, was ihm die Nachbarschaft wieder vor die Tür gestellt hat. Kistenweise stapelt sich an manchen Tagen altes Porzellan, denn die Leute wissen, dass Reimert damit fantastische Dinge anstellt. Zum Beispiel den alten König Friedrich II. als Mosaik zusammenbauen, allerdings nur mit knallroten Stiefeln bekleidet. Oder eine 1,75 Meter große Katzenfrau. Das kommt an, und Paul Reiner kann mittlerweile von Auftragsarbeiten durch sein Atelier in Berlin-Kreuzberg leben.

Auch das Innenleben seiner Figuren ist von der Straße. Aus Styroporverpackungen, alten Wasserrohren und sonstigen Metallresten baut er die Grundform. Darauf kommt dann die Haut aus Porzellan- und Keramikscherben, zusammengeklebt mit einer Klebepistole. Dass die Figuren, die Reimert schafft, so elegant ausschauen und so perfekt in ihren Konturen, ist das eigentlich Faszinierende. Vorbilder des Künstlers sind klassische Plastiken und Mosaiken der Griechen und Römer sowie solche aus der Zeit der Renaissance. Auch Kubismus und natürlich Surrealismus sind sein Gebiet, nicht zuletzt auch Niki de Saint-Phalle, Edward Kienholz und Jeff Koons als Vertreter der Pop-Art.

Unermüdlich werkelt Reimert, von den großen Namen inspiriert, in seinem Atelier am südlichen Ufer der Spree. Wer ihn tagsüber besucht, darf ihn gerne stören und am besten natürlich etwas kaufen. Doch billig sind seine Skulpturen nicht. Rund 1.000 Euro kostet eine mittelgroße Büste, ein Fritz mit roten Stiefeln leicht das Fünffache.

So finden die vielen Bruchstücke ehemaliger Kaffeeservices und Suppenschüsseln wieder zu einer ganz neuen Bedeutung und zieren dann künstlerisch Privatwohnungen und Büros. Und das ist für Reimert, den früheren Kunstlehrer, die eigentliche Genugtuung. „Dieses ganze hässliche Geschirr hat letztendlich doch noch einen Sinn.“

So.–Fr. 10–18 Uhr, Falckensteinstraße 45, Kreuzberg, U-Bahn Schlesisches Tor, (0 30) 6 12 51 73, www.paul-reimert.com