Aufwändig bemalt

„Die Malerei ist mir genauso wichtig wie die Keramik“ – in der Galerie Hinrich Kröger finden sich tönerne Dildos neben hohen Vasen und Tellern. Die schmücken inzwischen auch grüne Parteibüros

Hinrich Kröger belauscht gerne seine Kunden. Wenn er unter dem Verkaufsraum an seiner Töpferscheibe steht, hört er sie durch das offene Kellerfenster. „Lauter Komplimente“, sagt er und grinst. Abends muss er sein Schaufenster abwischen, weil sich die Leute da die Nasen platt drücken und Lippenstiftspuren hinterlassen. Kein Wunder: Was Hinrich Kröger erschafft, ist ungewöhnlich. Nicht nur was die Formen und Farben betrifft.

Wunderschöne meterhohe Fayence-Vasen, Teller und Tassen mit erotischen Motiven, tönerne Dildos, kunstvoll gestaltet und farbenprächtig. Vogelmotive und vögelnde Männer und Frauen gehen bei Kröger eine harmonische Beziehung ein. Auch Blumen und Hasen haben es ihm angetan. Die Bilder wirken wie klassische Stillleben, ein bisschen klassisch römisch vielleicht, ein bisschen Jugendstil auch. „Die Malerei ist mir genauso wichtig wie die Keramik“, so der gelernte Töpfer. Dass man in seinen Tassen Frauenakte entdeckt, wenn man den Kaffee ausgetrunken hat und der Kaffeesatz weg ist, das ist eine der vielen Überraschungen, die sich in seinen Werken verbergen.

Seit 1996 hat Kröger, der Malerei in Dresden studiert hat, seine Galerie-Werkstatt in der Berliner Gipsstraße im Bezirk Mitte. Meistens arbeitet der 40-jährige Künstler abends. „Es ist immer wieder spannend, was entsteht“, sagt er. Die Malereien auf den Tellern und Teekannen sind so aufwändig, dass Kröger mehrere Tage an einem Stück arbeitet. Für eine große Standvase braucht er eine Woche.

Früh hat er von seinem Talent gewusst. „Zu DDR-Zeiten mussten wir einmal im Jahr unsere Töpferwaren auf einem Volksfest unter die Leute bringen. Mein Stand war immer nach einer Stunde ausverkauft, die anderen haben dazu Tage gebraucht.“

Das mit dem Verkaufen ist heute nicht mehr ganz so leicht, das liegt nicht zuletzt auch am Preis für seine Kunst. Vasen etwa kosten bis zu 4.000 Euro. Doch selbst der Bundestag hat schon bei ihm eingekauft. „Ein Teller von mir hängt wohl bei den Grünen“, grinst der Künstler.

Er hat gehört, dass sich Rita Süssmuth mit Wolfgang Thierse darüber gestritten habe, ob seine Arbeit denn wirklich Kunst sei. „Aber natürlich ist das Kunst, schauen Sie doch mal hin“, soll Süssmuth empört gerufen haben. Für Kröger eine schöne Bestätigung seiner Arbeit.

Mi.–Fr. 15–19 Uhr, Sa. 15–18 Uhr, Gipsstraße 13, Mitte, U-Bahn Weinmeisterstraße, Tel. (0 30) 2 82 27 29, www.galerie-hinrich-kroeger.de