LeserInnenbriefe
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Nicht akzeptabel

betr.: „Die schiere Überforderung“, taz vom 1. 3. 16

Mich schockiert, wie kinder und eltern leiden bei dem flüchtlingsdrama, und zeitgleich werden teure kreuzfahrten angeboten mit unnötigem luxus. das ist nicht zusammenzubringen. ­warum holt man keine großen passagierschiffe und transportiert die flüchtlinge direkt in unsere europäischen länder, statt ihnen diesen stress über meer und land zuzumuten? warum sind wir so borniert und schauen weg und reden von obergrenzen . . . das ist unakzeptabel. wir müssen mehr organisieren.

WIEBKE TRUELSEN, Klanxbüll

Wo bleibt der Aufschrei?

betr.: „Die schiere Überforderung“, taz vom 1. 3. 16

Nicht die Fliehenden sind das Problem, sondern die Kriegführenden und Kriegstreiber. Wir starren auf reaktionäre (von Europa teilweise ökonomisch im Stich gelassene) Regierungen und neu aufflammenden Nationalismus und schauen zu, wie Menschen übers Meer getrieben und an europäischen Grenzen mit Tränengas abgewiesen werden (und die Seehofers, Stoibers und Söders frohlocken dabei wohl auch noch für die Schützenhilfe) . Wo bleibt der Aufschrei gegen diesen Genozid?

Zuallererst gilt es doch, dieses Gemetzel im Nahen Osten und in Nordafrika endlich zu beenden und die Dinge beim Namen zu nennen: Die Scheichs, die alle möglichen Terroristen mit Waffen versorgen, waren doch nur die Erfüllungsgehilfen des „Westens“ (wer im Wege steht, wird abgeräumt). Und die Not der Menschen dort ist bestenfalls noch ein Kollateralschaden. Wo Politiker versagen, müssen alle diejenigen, die diesen Krieg und den Zwiespalt Europas nicht mehr möchten, endlich aufstehen gegen Krieg und Armut und Vertreibung! Und: Solidarität mit den gastfreundlicheren Griechen. DIETMAR RAUTER, Kronshagen

Näher an 1929 als an 1989

betr.: „Die schiere Überforderung“, taz.de vom 29. 2. 16

Griechenland: Von der Troika in die Armut getrieben und dann soll es auch noch den Großteil der in der EU ankommenden Flüchtlinge aufnehmen. Was Merkel, Sarkozy & Co innerhalb weniger Jahre aus Europa gemacht haben, ist näher an 1929 als an 1989. SCHLAND OF THE DUMB, taz.de

Das „bessere Europa“

betr.: „Für ein besseres Europa“, taz vom 29. 2. 16

Danke, Anja Krüger, für diesen guten Kommentar.

Was aber auch – neben der Ablehnung von TTIP und Ceta – Konsens zu sein scheint, ist die Unvereinbarkeit der Expansion der Nato mit der humanistischen, rechtsstaatlichen und menschenrechtlich geprägten europäischen Gesellschaft. Die Aufweichung des Parlamentsvorbehalts und die zerbröckelnde defensive Einstellung bei Einsätzen der Bundeswehr werden ständig diskutiert. Wie im Außenhandel TTIP und Ceta, so ist in der Verteidigung die Mitgliedschaft in der US-dominierten Nato der Kern der Diskussionen.

Das „bessere Europa“ wird ein eigenständiges, um Ausgleich und Frieden bemühtes Europa sein. NORBERT VOSS, Berlin

Frauen waren existenziell

betr.: Wo die wilden Mädels wohnen“, taz vom 26. 2. 16

Der neue Teil des PC-Spiels Far Cry spielt in der Steinzeit und dürfte einmal mehr Spielspaß bedeuten. Und es gibt einen interessanten Blick auf eine mögliche Überlebensstrategie der Menschen damals. Keine Frage, warum sollen Frauen keine guten Jägerinnen sein und dabei mithelfen, ausreichend Lebensmittel für ihren Stamm zu besorgen. Dennoch sollten einige Fakten nicht ganz unter den Tisch fallen, sondern ebenfalls berücksichtigt werden. So bestanden nach derzeitigem Forschungsstand die Gruppen dieser Urmenschen vermutlich nie aus mehr als einigen Dutzend Personen, und die einzelnen Gruppen lebten wahrscheinlich mit ausreichendem Abstand voneinander.

Im wahrsten Sinn des Wortes existenziell waren für so eine kleine Gruppe die Frauen, die Kinder bekommen konnten, und keine Menschengruppe konnte es sich erlauben, diesen Kern des Stammes in größerer Zahl zu verlieren, denn auch damals waren Männer sicherlich nicht in der Lage, Kinder zu gebären. Wenn ein Jägerinnentrupp nicht wiederkehrte, wären also die Folgen für eine kleine Gruppe verheerend und das war definitiv auch den gleichberechtigten Frauen klar. Also ist es zumindest nicht unwahrscheinlich, dass sich daraus durchaus auch Arbeitsteilungen entwickelt haben, die teilweise an Geschlechtern orientiert waren, ohne dass Frauen deswegen eine untergeordnete Rolle innehatten. Der Fehler, den wir machen, besteht ja nicht selten darin, unsere Vorstellungen zu übertragen. Sinnvoller mag es da sein, einen möglichst unverfälschten Blick auf das Leben und die Strukturen ursprünglicher Völker zu werfen, zum Beispiel auf die Khoikhoi im südlichen Afrika, deren Gesellschaftsmodell eventuell gar nicht mal so weit entfernt ist von dem in der Steinzeit.

JÖRG WILHELM, Wiesbaden