Schwierige Suche nach Ugandas Verbrechern

Uganda, Kongo und Südsudan wollen bei der Jagd auf Ugandas LRA-Rebellen kooperieren – aber sind sich uneins, wie

BERLIN taz ■ Die Jagd auf Ugandas Rebellenbewegung LRA (Lord’s Resistance Army), deren Führung vom Internationalen Strafgerichtshof mit Haftbefehl gesucht wird, zwingt zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in einer der instabilsten Regionen der Welt. Laut einem am Donnertagabend veröffentlichen Kommuniqué vereinbarten die Generalstabschefs von Uganda und der Demokratischen Republik Kongo am Dienstag „regelmäßige Treffen“ auf Kommandantenebene und gemeinsame Untersuchungen, um die eventuelle Präsenz von LRA-Kämpfern auf kongolesischem Gebiet zu überprüfen.

Die Untersuchungsergebnisse sollen den jeweiligen Kommandeuren zwecks „eventueller Militäraktionen“ mitgeteilt werden. Betroffen seien kongolesische Truppen im kongolesischen Ort Aba an der Grenze zum Sudan sowie ugandische Truppen im Ort Yei im Südsudan, wo die mit Uganda verbündete SPLA (Sudanesische Befreiungsbewegung) jetzt autonom regiert.

Die LRA gilt vor allem wegen ihrer Praxis von Kindesentführungen als eine der brutalsten bewaffneten Gruppen der Welt, und am 14. Oktober bestätigte der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag, dass er gegen fünf ihrer Führer Haftbefehl erlassen hat: LRA-Chef Joseph Kony, sein Stellvertreter Vincent Otti sowie Okot Odhiambo, Dominic Ongwen und Raska Lukwiya. Kony, ein alter Verbündeter von Sudans Regierung, soll dort weiterhin Basen haben; Otti soll sich im September aus Sudan in den Nordosten des Kongo geflüchtet haben. Kongos Regierung meldete zwar Anfang des Monats, sie habe Ottis LRA-Einheiten zurück nach Sudan getrieben; dies wird von unabhängigen Beobachtern allerdings bezweifelt, da die LRA viel besser ausgerüstet ist als die kongolesische Armee. Deren nach Nordosten entsandte Kommandeure hatten überdies gesagt, sie wüssten gar nicht, wie Otti aussehe.

Die neue ugandisch-kongolesische Vereinbarung ist gewissermaßen eine Bestätigung der Zweifel an einem wirklichen Rückzug der LRA aus Kongo. Uganda hat an der Grenze zum Kongo tausende Truppen zusammengezogen, die britischen und US-amerikanischen Militärattachés in Uganda haben die Truppenführer im Grenzgebiet besucht. Am Donnerstag bat die ugandische Regierung den Kongo um Erlaubnis zum Einmarsch. „Gemeinsame Operationen zwischen den Armeen Ugandas und Kongos mit der Beteiligung der UN-Mission im Kongo“ verlangte Ugandas Außenminister Sam Kutesa. Kongos Regierung lehnte das gestern ab.

Im Südsudan hat Uganda hingegen die Genehmigung, gegen die LRA vorzugehen. Die SPLA und Ugandas Armee haben gemeinsame Einheiten im südsudanesischen Grenzgebiet zum Kongo stationiert.

Nach UN-Angaben erschweren die LRA-Aktivitäten im Südsudan die humanitäre Hilfe. Am 11. Oktober, so die UN-Mission im Sudan, hätten LRA-Kämpfer die südsudanesische Stadt Liria angegriffen und 18 Zivilisten getötet; am 14. Oktober seien 4 ugandische Soldaten von der LRA nahe Yei getötet worden.

DOMINIC JOHNSON