Die smarte Lösung

Ausgefuchst, einfallsreich, listig – das sind nur drei Bezeichnungen, die der Duden für das Wörtchen „smart“ bereithält. „Eine smarte Lösung“ hatte Werder Bremens Aufsichtsratsvorsitzender Willi Lemke als Nachfolger für den zum VfL Wolfsburg abgewanderten Klaus Allofs angekündigt, nachdem sich die große Lösung mit Ex-HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer zerschlagen hatte. Also keinen der üblichen Verdächtigen, der „über Schalke, Hertha, 1860 dann zu uns gekommen“ wäre.

Der Marketing-Profi Mark Kosicke, erster Kandidat dieser Kategorie, sagte ab. Nun also Thomas Eichin, der seit 2001 Geschäftsführer beim Eishockey-Klub Kölner Haie ist: ein Quereinsteiger, obwohl Eichin als Fußballprofi bei Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Nürnberg auch schon Bundesliga-Luft geschnuppert hat. „Er ist verhandlungserfahren, kennt sich in der Bundesliga aus und hat im Eishockey bewiesen, dass er an der Spitze eines Traditionsvereins alle Höhen und Tiefen erfolgreich bestehen kann“, begründete Lemke seinen Coup.

Während in den Marketing- und Finanzabteilungen der Bundesligisten Quereinsteiger aus der Wirtschaft keine Seltenheit sind, war die sportliche Leitung bislang meist Ex-Profis vorbehalten. Als „Schmoren im eigenen Saft“ hat das der ehemalige Hockeytrainer und Fußballmanager Bernhard Peters einmal bezeichnet, der es als Sportdirektor der TSG Hoffenheim als einer der wenigen aus einer anderen Sportart in den Profifußball schaffte. Aber auch das erst, nachdem ihn Traditionalisten als Sportdirektor des DFB abgelehnt hatten, obwohl er der Wunschkandidat des damaligen Bundestrainers Klinsmann für diesen Job war.

Auch wenn Werder Bremen in der Vergangenheit ebenfalls einen Hang zur Inzucht hatte, ist es kein Zufall, dass nun ausgerechnet Willi Lemke diesen ungewöhnlichen Schritt geht. Auch er kam einst von außerhalb, nämlich aus der Politik, zum Managerjob bei Werder Bremen. Das Risiko bei Eichin ist vergleichsweise gering, da er als Geschäftsführer Sport mit dem Direktor Sport Frank Baumann und Trainer Thomas Schaaf ein „magisches Dreieck“ bilden soll. Die Chemie mit Schaaf hat er vor der Verpflichtung bereits getestet und ihn in seinem Salzburger Urlaubsquartier besucht. Sie stimmt offenbar.

Eichin hat in Köln bewiesen, dass er unter großem wirtschaftlichem Druck operieren, kluge Personalentscheidungen treffen und mit der Öffentlichkeit kommunizieren kann. Alles Eigenschaften, die er bei Werder derzeit gut gebrauchen kann. Die große Frage wird sein, wie er mit dem psychischen Druck klar kommt.  RALF LORENZEN