„Ich will einen islamischen Staat“

Amer (Name geändert), 25, Rebellenkämpfer, aus Deir Assur, derzeit Südtürkei

Leider kann ich im Moment nicht viel tun. Ich bin in der Türkei, um mich behandeln zu lassen. Nicht, dass ich im Kampf verletzt worden bin: Ich habe Munition nach Deir Assur gebracht. Das ist nicht leicht, weil Assads Truppen die Stadt umstellt haben. Deshalb müssen wir zu Fuß gehen, mit den schweren Kisten, oft über 20 Kilometer. Dabei habe ich mir dann blöderweise den Rücken verrenkt.

Ich sehne mich danach, dass wir endlich in Frieden leben können. Das geht natürlich erst, wenn wir Assad besiegt haben. Was außerdem passieren muss, ist, dass jeder, der an dem Blutvergießen beteiligt war, vor Gericht gestellt wird. Das gilt für beide Seiten. Aber eigentlich hat ja nur eine Seite Verbrechen begangen: das Regime. Sicher, wir richten Gefangene hin, das ist das Gesetz des Schlachtfeldes. Was sollen wir sonst machen? Sollen wir unseren Feinden vielleicht ein Glas Wein servieren?

Was für ein Land Syrien in Zukunft sein wird, sollen die Syrer entscheiden. Aber warum sollten wir kein islamischer Staat werden? Was wäre daran falsch? Wir sind doch Muslime, die Religion ist für uns wichtig. Ich denke, wenn es uns gelingt, einen islamischen Staat aufzubauen, könnten wir Vorbild für die ganze Welt sein. Denn die Syrer sind kreative Menschen: Wir würden für jedes Problem eine Lösung finden.