Die Mannschaft zum Erfolg verpflichtet

Borussia Mönchengladbach setzt sich nach dem 4:1 über den 1. FC Kaiserslautern im oberen Tabellendrittel fest. Die zusammengekaufte Mannschaft entwickelt endlich einen Teamgeist. Christian Ziege beendet Karriere

MÖNCHENGLADBACH taz ■ Irgendwann zahlt sich selbst die verschwenderischste Einkaufspolitik der Vereinsgeschichte dann doch aus. Gefühlte 30 Spieler und drei Trainer hat Borussia Mönchengladbach in den vergangenen zwei Jahren durch Bökelberg und Borussia-Park geschleust. Und jetzt, nach dem 4:1 über den 1.FC Kaiserslautern, stehen die Borussen endlich wieder da, wo sie seit zehn Jahren, seit der Ära um Stefan Effenberg, Martin Dahlin oder Bernd Krauss nicht mehr waren – auf dem fünften Tabellen-Platz. Und natürlich soll es weiter nach oben gehen. Der Fast-Absteiger aus dem Vorjahr will wieder europäisch agieren: „Das ist doch klar. Die Euphorie wächst von Sieg zu Sieg“, sagt zum Beispiel Peer Kluge, der mit seinem Treffer zum 3:1 kurz vor der Pause das Spiel vor entschied.

Gut, dass zumindest Trainer-Urgestein Horst Köppel seine eben auch negative Erfahrung einbringen kann: „Es stehen für uns demnächst schwere Spiele an. Da wollen wir ganz ruhig und auf dem Teppich bleiben. Wir haben schon mehr erreicht, als wir erwartet haben“, sagte Köppel. Die Betonung lag auf „schwere Spiele“. Den Kick vom Wochenende schien er damit nicht gemeint zu haben. Gegner Kaiserslautern war nur statistisch als solcher zu erkennen. Zu desolat war das Auftreten der Gäste. „Wir haben im Moment einen Anti-Lauf“, sagte Vereinsboss Rene C. Jäggi. Sieben Spiele ohne Sieg. 25 Gegentore. Wenn es heißt, demnächst geht es gegen Kaiserslautern, freuen sich die gegnerischen Teams schon Wochen im Voraus. Die euphorisierten Gladbacher feierten so den höchsten Heimsieg des Jahres.

„Ein wichtiger Grund ist, dass wir seit längerem in der gleichen Besetzung spielen“, glaubt Peer Kluge den ausschlaggebenden Grund für den aktuellen Erfolg gefunden zu haben. Die hohe Personal-Fluktuation soll auch nach Willen von Sportdirektor Peter Pander ein Ende haben. „Das wird noch ein langer und harter Weg, um sich auf solchen Tabellenplätzen etablieren zu können. Aber das Gerüst steht.“

Einer kann seinen Beitrag zum Gladbacher Erfolg nicht mehr leisten. Nationalspieler Christian Ziege gab am Wochenende das Ende seiner Fußballerkarriere bekannt. „Es hat keinen Sinn mehr. Das Sprunggelenk will einfach nicht mehr“, sagte der 33-Jährige. Am Samstag sah er sich das Spiel seiner ehemaligen Mannschaftskollegen von der Tribüne aus an. Im Sommer 2004 war er nach Mönchengladbach gewechselt. Seitdem absolvierte er nur noch 13 Spiele für die Borussen. Anderen Borussen erging es in der Zeit ähnlich – und das ohne Verletzung.

HOLGER PAULER