Fußball im Dom

Die „Deutsche Fußball Route NRW“ verbindet Sport und Kultur. Der erste Band ist jetzt in Buchform erschienen

KÖLN taz ■ Wenn einer nur lange genug recherchiert, dann können auch die scheinbar absurdesten Zusammenhänge hergestellt werden. Gregor Gdawietz ist das gelungen. Der Geschäftsführer des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verbandes (WFLV) wies nunmehr nach, dass sogar der Kölner Dom eine Verbindung zum Fußball habe. „Viele Gäste-Fans, die ihre Mannschaft zum 1. FC Köln begleiten, zünden dort vor den Spielen eine Kerze an, die dann den Sieg bringen soll“, sagt Gdawietz und weist sogleich darauf hin, dass dieses Unterfangen wenig bringe. Denn im Dom wurde schließlich mit Hennes Weisweiler der 1983 verstorbene Meistertrainer der Kölner aufgebahrt. Dessen Geist soll immer noch seine schützenden Hände über den FC halten.

Nachzulesen ist das alles im von Gdawietz veröffentlichten „Städteguide Köln“, dem gerade erschienenen ersten Band der „Deutschen Fußball Route NRW“. Anhand des 84 Seiten starken Reiseführers (6,95 Euro) können vor allem auswärtige Besucher die fußballhistorischen Stätten in der Domstadt abwandern und sich dabei kulturell weiterbilden. 21 Stellen fielen dem Autoren bei der Spurensuche ins Auge. Darunter die „Sportklause Nelles“, in der auch die 54er-Weltmeister Fritz Walter und Hans Schäfer ein Bier tranken oder der Südfriedhof, auf dem der langjährige Fortuna-Vorsitzende Hans „Jean“ Löring und der einstige FC-Präsident Franz Kremer ihre letzte Ruhe fanden. Stätten wie das RheinEnergie-Stadion, das Geißbockheim oder der Rathausplatz (Ort zahlreicher Feiern) wurden nebst Öffnungszeiten zwecks Führungen zwangläufig nicht ausgelassen. „Aus Platzgründen konnten wir leider nur einen Bruchteil darstellen“, entschuldigt Gdawietz, der sich für sein Erstlingswerk mit Zeitzeugen unterhielt, um nette Anekdoten einfließen zu lassen. Es sind Geschichten, die der sportkundige Kölner kennt, für Touristen aber wohl ihren Reiz haben können.

Die Kölner Ausgabe ist nur der erste Teil einer 15 Bände umfassenden Reihe, die zur Weltmeisterschaft 2006, spätestens aber im Herbst des nächsten Jahres, fertig sein soll. Von Aachen bis Bielefeld befinden sich nach Köln auch Leverkusen, Mönchengladbach, Krefeld, Düsseldorf, Wuppertal, Duisburg, Oberhausen, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund und Münster in der Produktion. „Die WM ist ein Anlass, danach hört der Fußball aber nicht auf“, glaubt Gdawietz.

Begleitend zum Buch sollen künftig regelmäßig Städteführungen stattfinden, für die interessierten Spaziergänger wird dann eigens ein Pilgerpass ausgestellt. In Köln wurden vor den aufgelisteten Plätzen bereits Infotafeln errichtet. „In Süddeutschland gibt es viele touristische Weinstraßen, in NRW haben wir bald eine Fußballstraße. Das ist einzigartig“, meint DFB-Vizepräsident Karl-Josef Tanas, der das Projekt als Aachener unterstützt. Auch Robert Datzer vom NRW-Tourismus ist angetan. „Nach Bayern ist NRW ohnehin das Bundesland mit den zweithöchsten Besucherzahlen. Die Fußball-Route bietet schöne Anregungen für interessante Ausflüge“, glaubt Datzer. Die gesamte Strecke könne auch mit dem Rad abgefahren werden, die Sportschulen Hennef, Duisburg-Wedau und Kaiserau bieten nach Absprache Übernachtungs-Möglichkeiten. Am Wegesrand befinden sich sicherlich genügend Kirchen, in denen Kerzen für die bevorzugte Mannschaft angezündet werden können. Es muss ja nicht immer der Kölner Dom sein. ROLAND LEROI