Fernbusse jagen Nahverkehr Kunden ab

Mobilität Neue Konkurrenz mindert Einnahmen des subventionierten Schienenpersonennahverkehrs

BERLIN taz | In den Fernbus steigen zunehmend auch Fahrgäste aus Regionalzügen um, die öffentlich subventioniert werden. Etwa jeder achte Fernbuskunde komme vom Nahverkehr auf der Schiene, teilte die Bundesarbeitsgemeinschaft Schienenpersonennahverkehr (SPNV) am Donnerstag mit. Dies führe zu Einnahmeeinbußen.

Der neue Marktreport der Arbeitsgemeinschaft spricht von einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Auch wenn der Fernbus vorrangig auf langlaufende Verbindungen ausgerichtet sei, stelle er „auf bestimmten Relationen eine ernsthafte Konkurrenz zum SPNV dar“, heißt es im Marktreport.

Das gelte insbesondere dort, wo der Fernbus parallel zu lang laufenden Regionalverkehren auf der Schien fahre, die Fahrzeitunterschiede gering seien und der Fahrpreis im Vergleich zum Nahverkehrsticket besonders attraktiv sei. „Hierbei kann der Fernbus die Systemvorteile des straßengebundenen Verkehrs und die freie Preisgestaltung bei geringen Fix- und Stückkosten nutzen.“

Eigentlich darf der Fernbus dem Nahverkehr - hier ist der überwiegende Teil der Fahrgäste weniger als 50 Kilometer oder eine Stunde unterwegs – keine Konkurrenz machen. Viele Fernbushalte sind aber weniger als 50 Kilometer voneinander entfernt. Kunden, die solche Strecken mit dem – deutlich günstigeren – Fernbus fahren wollen, kaufen formal eine Fahrkarte für eine weitere Strecke und steigen einfach früher aus oder ein.

Im Marktreport wurde auch untersucht, welche Verkehrsmittel die Fernbuskunden des Jahres 2014 in Deutschland vorher nutzten. 22 Prozent kamen demnach vom Bahnfernverkehr und 12 Prozent vom Schienennahverkehr.

Allerdings: 18 Prozent waren sogenannte Neuverkehre, die Kunden wären also ohne Fernbusangebot nicht gefahren. Den eigenen Pkw ließen nur 13 Prozent stehen, 23 Prozent waren zuvor Pkw-Mitfahrer. 12 Prozent waren Sonstige. Richard Rother