Schlafen macht glücklich

WOHLBEFINDEN Hilke Brockmann, Bremer Glücksforscherin, erklärt die Funktion guter Vorsätze und das Absinken der Glückskurve im mittleren Alter

„Jeder Mensch hat sein eigenes Glücksrezept, aber die Zutaten ähneln sich“

Hilke Brockmann, Jacobs University

Bloß nicht zu streng mit sich sein rät die Bremer Glücksforscherin Hilke Brockmann allen, die gute Vorsätze für 2013 gefasst haben. Ehrgeizige Ziele sollte man trotzdem ruhig ins Auge fassen, sagt die Soziologie-Professorin von der privaten Jacobs University.

„Ambitionen helfen, sich zu orientieren, sich auszurichten“, sagt Brockmann. Aber man solle sich nicht zu sehr grämen, wenn man nicht alle Ziele erreicht. Nichts spreche gegen gute Vorsätze, solange man tolerant für Enttäuschungen sei.

Was sind die Voraussetzungen für ein glückliches Leben? „Jeder Mensch habe „sein eigenes Glücksrezept“, sagt Brockmann – „aber die Zutaten ähneln sich.“ „Runtergebrochen“ seien diese: „Haben, Lieben, Sein – wobei der Schwerpunkt auf den letzten beiden liegt.“ Besitz habe keinen nachhaltigen Effekt auf unser Wohlbefinden – noch Tausend Euro mehr oder ein noch größeres Auto seinen keine langanhaltenden Glücksbringer. Wovon man aber nie genug bekommen könne und wo der Nutzen nie abnehme, seien soziale Beziehungen, Freunde, das Miteinander in Gemeinschaft. Brockmann: „Das andere ist – was mit Sein überschrieben werden kann – was Sinnvolles zu machen, sich als Teil eines größeren Ganzen zu empfinden. Dass es nicht egal ist, ob man da ist oder nicht.“

Kurzfristig gesehen sei es durchaus angenehm, Leute über soziale Netzwerke wiederzufinden und sich ohne großen Aufwand austauschen zu können. Die Frage sei aber, wie viel Zeit man aufwendet, diese virtuellen Kontakte zu pflegen – Zeit, die einem dann in der realen Welt fehle. Wie sich das in der Summe verhält, sei schwer zu sagen.

Besonders glücklich seien die ganz Jungen und die Alten. Im mittleren Alter sinke die Glückskurve ab – trotz der vielen sozialen Beziehungen, der familiären Situation und des gesellschaftlichen Status. Das sei eine Frage der Referenzpunkte: Wie stark vergleichen sich die Leute mit anderen, und wie stark sind sie aufgerieben zwischen den vermeintlichen Möglichkeiten und den Zwängen?

Brockmanns Tipp für ein kleines Glücksgefühl klingt so: „Lange schlafen, Sport machen, anderen nah sein.“ Das sei etwas, das man selbst gut im Griff habe. Viele Dinge, die glücklich machen, könne man eben nicht beeinflussen. Deshalb solle man sich „von den ganzen Glücksratgebern auch nicht verrückt machen lassen“.  (dpa)