Allgemeines Unwohlsein

SKANDINAVISCHE AMERICANA Schwermütig-verschrobener Hinterwäldler-Folk aus den Wäldern um Malmö: Das schwedisch-deutsche Quintett Golden Kanine verbreitet beim „Jahreseinläuten“ im Knust morgen Abend opulent instrumentierte Katerstimmung

Statt Trunkenheit herrscht nun also schwermütige Katerstimmung

VON ROBERT MATTHIES

Es war das opulent instrumentierte beständige Schwanken zwischen düsterer Niedergeschlagenheit und Euphorie, das die unlängst um zwei Mitglieder der verschrobenen deutschen Fake-Ungarn von The Great Bertholinis verstärkten Schweden Golden Kanine vor vier Jahren zu einem der Indie-Geheimtipps der hiesigen Festivalsaison gemacht hat: Rotweintrunkener, detailverliebter und lustvoll balkanisierter Hinterwäldler-Folk mit einem sicheren Gespür für Kontraste, das sich nicht zuletzt im Titel des Debüts wiederfindet: „Scissors and Happiness“.

Das hat schnell die nahe liegenden Vergleiche mit Zach Condons Beirut, den britischen Folk-Rockern Mumford & Sons und natürlich hippieskem Pop Montréal à la Arcade Fire provoziert. Und entsprechende Hoffnungen genährt.

Der Nachfolger „Oh Woe!“ aber enttäuscht. Schneller, persönlicher und düsterer wollten die Schweden werden. Und haben dabei zu viel von jener Spannung verloren, die „Scissors & Happiness“ im abgegrasten Feld „skandinavische Americana“ noch eine eigenständige Lichtung gesichert hat. Statt Trunkenheit nun also Katerstimmung. Das passt dann zumindest morgen gut: Da sind Golden Kanine gemeinsam mit den Hamburger Klangverflüssigern von Halma und der „Problem-Folk“-Erfinderin Fee Reega beim „Jahreseinläuten“ im Knust zu hören.

■ Fr, 4. 1., 20 Uhr, Knust, Neuer Kamp 30