Nistplatz aufgetaucht

BRÜTEN Eine neue Insel lockt immer mehr Vogelarten in den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Naturschützer attestieren dem Gebiet eine „steigende ökologische Bedeutung“

„In einem Vierteljahrhundert hat es das nicht gegeben“

Detlef Hansen, Nationalparkleiter

25 Kilometer vor Schleswig-Holsteins Nordseeküste ist im Wattenmeer eine neue Vogelinsel entstanden. „Wie eine Vulkaninsel“ sei die Nordspitze des Norderoogsandes binnen weniger Jahre aus dem Meer aufgetaucht, berichtet die Verwaltung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer in ihren SH Nationalpark Nachrichten. „In einem Vierteljahrhundert Nationalpark hat es das nicht gegeben“, so der Leiter der Nationalparkverwaltung, Detlef Hansen.

Wo vor zehn Jahren auf plattem Sand nur einzelne Silbermöwen und Austernfischer brüteten, haben jetzt laut dem Artikel auf Meter hohen, dicht bewachsenen Dünen und Salzwiesen rund zehn Vogelarten eine Kinderstube für ihren Nachwuchs. Im Frühsommer 2012 wurden 149 Paare Silbermöwen, 74 Heringsmöwen, je vier Paare Austernfischer und Graugänse, je zwei Mantelmöwen, Eiderenten und Sandregenpfeifer sowie ein Wanderfalken-Paar gezählt.

Umweltschützer vom Naturschutzverein Jordsand haben die spektakuläre Entwicklung seit 1999 beobachtet. Heute ist auf einer Fläche so groß wie 20 Fußballfelder aus einzelnen windgeformten und vegetationsfreien „Sicheldünen“ ein beständiger Dünenbereich geworden. Die höchsten Dünen sind über vier Meter hoch und zum Teil mit Strandhafer und Strandroggen bewachsen. „In den Dünentälern dazwischen bildeten sich Salzwiesen wie an den Ostenden der ostfriesischen Inseln“, sagt Martin Stock von der Nationalparkverwaltung. Mittlerweile wüchsen typische Salzwiesenpflanzen wie Queller, Dreizack, Wermut und Keilmelde. Im gesamten Dünenbereich zählten die Naturschützer 49 Pflanzenarten. Fünf Jahre zuvor waren es fünf Arten.

In der neuen Dünenlandschaft brüten nach Jordsand-Angaben auch Zwergseeschwalben. „Damit steigt die ökologische Bedeutung des Norderoogsandes enorm“, sagt Geschäftsführer Thorsten Harder. Er hoffe, dass auch die seltene Brandseeschwalbe den Brutplatz für sich entdecke.  (dpa)