Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Der berühmteste Film von Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack ist zweifellos ihr Fantasy-Trickdrama „King Kong“. Wenig bekannt ist allerdings, dass die beiden Regisseure eigentlich vom Dokumentarfilm kamen und einen Hang zu abenteuerlichen Expeditionen hatten. In dem 1927 entstandenen Film „Chang – A Drama of the Wilderness“ ist der Übergang vom Dokumentarischen zur Fiktion gut zu erkennen: Schnell schwinden die anfänglichen ruhigen Szenen von Feld- und Hausarbeit der Eingeborenen in Siam (dem späteren Thailand) zugunsten exotischer Dschungelabenteuer mit der Jagd auf Großkatzen und einer spektakulären Elefantenstampede. ((Engl. ZT) 6. 1. Arsenal)

Mit einem Film, an dessen Beginn sich ein Mann im Autoradio einen Song von den Sonics anhört, kann eigentlich gar nichts mehr schiefgehen. Just am Ortsschild eines kleinen Kaffs im Juragebirge setzt das Radio allerdings aus – der Pariser Krimiautor David Rousseau ist am kalten Arsch der Welt angekommen, in seiner alten Heimat. Als Autor ist er gerade völlig uninspiriert, überlegt gar, ob er sich nicht vielleicht ein verkaufsförderndes skandinavisches Pseudonym zulegen soll. Doch dann stößt er auf den realen Todesfall der jungen blonden Candice, angeblich ein Selbstmord mit einer Überdosis Barbituraten, den der Polizeichef bereits zu den Akten gelegt. Doch was Rousseau hartnäckig recherchiert, ist seltsam, denn das Leben von Candice wies offenbar erstaunliche Parallelen zu dem einer sehr viel berühmteren Blondine auf. Zwar erschöpfen sich die Monroe-Ähnlichkeiten irgendwann, doch das bedeutet keineswegs, dass es nichts zu vertuschen gäbe in der Provinz, von der Regisseur Gérald Hustache-Mathieu in „Who Killed Marilyn?“ mit viel Einfühlungsvermögen und grimmigem Witz erzählt. Die Monroe ist dabei lediglich der Aufhänger für eine Geschichte um die spießige Enge in einer Gegend, in der sich alle nur zu gut kennen, und den verständlichen Wunsch, dem selbstbewusst etwas entgegenzusetzen. ((OmU) 9. 1. Lichtblick-Kino)

Das New Yorker Kino der Punk/No-Wave-Ära und seine Protagonisten dokumentiert die französische Regisseurin Céline Danhier in „Blank City“ (2010): Mit vielen Filmausschnitten und Interviews von Amos Poe über Lydia Lunch bis Jim Jarmusch entsteht ein Porträt einer Szene, die sich den Do-it-yourself-Gestus des Punk zum Vorbild nahm und mit wenig Geld und technischer Kenntnis zunächst ein Kino für Freunde und mit Freunden machte, ehe es sich zu einem wichtigen Vorläufer des heutigen Independentkinos entwickelte. ((OmU) 3. 1., 6. 1. Babylon Mitte)