Nachts um drei fliegt ein Hemingway-Buch durchs Fenster. Der Anlass: das Ausbleiben des Happy Ends für die beiden Hauptfiguren trotz all der Entbehrung. Der da so erbost über Kanonliteratur zetert, ist Pat (Bradley Cooper). Die Scheiben, durch die das Buch flog, gehören seinen Eltern Pat Sr. (Robert De Niro) und Dolores (Jacki Weaver), die sich um diese Uhrzeit auch Besseres vorstellen könnten als wutschnaubende Textinterpretationen im eigenen Schlafzimmer. Diplomatisch ausgedrückt hat Pat ein Problem mit seinem Gefühlshaushalt, medizinisch ausgedrückt eine bipolare Störung, die ihm neben einem Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik eine gescheiterte Ehe samt Gerichtsauflage zur Distanzwahrung eingebrockt hat und einen Wiedereinzug bei den Eltern. In Tiffany (Jennifer Lawrence) findet Pat eine Seelenverwandte, zumindest was das Nervenkostüm betrifft: Verwitwet und ihrerseits hochneurotisch, soll sie für Pat als Scharnier zu seiner Gattin dienen. Man staunt, was für eine Plot- und Weltmaschine David O. Russells dramatische Komödie „Silver Linings“ ist – dichter und mit längerem Atem wurde vom Neurosenhaushalt der amerikanischen Mittelklasse zuletzt kaum erzählt. In 10 Kinos