Rechtzeitig an Pflegebedürftigkeit denken

ZUkunft Anlässlich des Fachtags „Wohnen im Alter“ rät eine Bremer Pflege-Wissenschaftlerin dazu, sich mit dem Thema zu beschäftigen, bevor es zu spät ist. Ambulant müsse nicht besser als stationär sein

„Wir sollten nicht warten, bis uns die Fakten einholen"

Karin Wolf-Ostermann

Die Bremer Pflege-Professorin Karin Wolf-Ostermann rät dazu, sich rechtzeitig mit der Frage zu beschäftigen, wie das Wohnen im Alter gestaltet werden soll. „Wir sollten nicht warten, bis uns die Fakten einholen, bis nichts mehr geht“, sagt die Wissenschaftlerin, die am Donnerstag in Bremen einen internationalen Fachtag zum Wohnen im Alter organisiert.

Wichtig sei, „aktiv zu werden, um die Zukunft selbst zu gestalten“. Die große Kunst bestehe darin, das Thema in kleinen Schritten anzugehen. „Beispielsweise damit, Informationen zu sammeln“, sagte Wolf-Ostermann. Gute Ansprechpartner seien dabei Pflegestützpunkte, kirchliche Beratungsstellen oder auch Experten für barrierefreies Wohnen, die auch in die eigene Wohnung kämen.

„Ein erster Schritt kann dann schon sein, die allseits beliebten Matten und Teppiche im Haus zu reduzieren, um Stolperfallen zu vermeiden.“ Ein angemessenes Wohnangebot müsse keine Frage des Geldes sein. Die Vielfalt sei groß, Beratung deshalb besonders wichtig. „Es geht um die Frage, was zu mir und zu meinen Bedürfnissen passt. Und darum, wie ich mir ein Umfeld schaffen kann, damit mein Hilfebedarf gedeckt wird.“

Zwar erscheine die Leitlinie „ambulant vor stationär“ prinzipiell richtig – sie müsse aber nicht immer passen. Neben unterschiedlichen ambulanten Wohnformen gebe es mittlerweile in Pflegeheimen kleinräumige stationäre Angebote wie Wohngemeinschaften, die gute Alternativen böten. „Ich maße mir nicht an, zu entscheiden, ob das Wohnen in den eigenen vier Wänden mit dazu gebuchter Pflegeleistung besser ist als ein stationärer Heimplatz“, so Karin Wolf-Ostermann.

Wichtigstes Ziel neben der pflegerischen Versorgung sei die soziale Teilhabe: „Einsamkeit ist für viele ältere Menschen ein großes Problem.“ So könne das Wohnprojekt mit Freunden genauso gut sein wie Servicewohnen begleitet von einem Pflegedienst und einem Dienstleistungszentrum oder das Stadtteilhaus mit mehreren Generationen unter einem Dach. Auch auf dem Land entwickelten sich beispielsweise mit „Green-Care-Farms“ neue Angebote: „Bauernhöfe als Pflegeheime, das kann ein Angebot sein, von dem Höfe und Ältere beispielsweise mit einer Demenz gleichermaßen profitieren.“ Österreich und die Niederlande seien da schon weiter als Deutschland. „Für Landwirte ist es ein neuer Betriebszweig, für Ältere ist der Hof ein inspirierender Ort zum Leben.“  (epd)

„Wohnen im Alter – Pflege, Versorgung, Teilhabe“: 25. Februar, 9.30 Uhr, Universität Bremen, GW2, Raum B 3009