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Kanadische Botschaft; silent green
: Phantasmen der Bildfläche

Now you see me, now you don‘t: Akihiko Morishita verschwindet im Film. Still aus „Xènogèse“ (1981) Foto: © Akihiko Morishita

„aesorn overn asspion“, „raseon ervo sasipon“. Eine unzählige Kombination von Anagrammen kommentieren die Landschaftsaufnahmen Joyce Wielands, die sie auf einer Zug­reise durch Kanada aufgenommen hat – parallel arrangiert auf vier Bildschirmen in der Kanadischen Botschaft, einer von zwei Nebenstandorten der Forum-Expanded-Ausstellung der Berlinale, die hauptsächlich in der Akademie der Künste gezeigt wird. Schneewälder, mit Super 8 aus dem Zugfenster heraus geschossen, weiße Wildpferde, die über eine Graslandschaft galoppieren. Als hübsches Nationalfilmchen funktioniert die Arbeit aber genau nicht. Die Bilder des Parteitags der Liberalen in Ottawa, wo Pierre Trudeau das titelgebende Thema „Reason over Passion/ La Raison Avant la Passion“ als Motivation all seiner Schriften bezeugte, wirken hektisch, fahrig. Sein rationalistisches Credo wird in alle Einzelteile zerstückelt und schwebt so dann in aller sinnentleerten Ruhe über das restliche Footage. Die dekonstruierte Vernunftsfantasie greift das diesjährige Oberthema des Forum Expanded wunderbar auf: „Traversing the Phantasm“. Am zweiten Ort zeigt silent green Akihiko Morishitas Experimentalfilm „Xénogénèse“ von 1981. In den Tiefen des Kulturquartiers zeigt die 1-Kanal-Videoinstallation den Filmemacher beim Abschreiten eines Schrottplatzes. Kontemplativ bewegt er sich im Kreis, bis sich die Bildoberfläche, genauer der Film selbst, in den Akihiko in der Postproduktion vertikal hineingekratzt hat, immer weiter in Spalten unterteilt. So läuft er sich schließlich selbst hinterher, wird multipliziert oder verschwindet gänzlich. Am unheimlichsten: wenn er schlicht über die Kratzer hinwegläuft und diese verschwinden. NYM

Botschaft von Kanada: Mo.–Fr. 12–18 Uhr, Sa. + So. 14–18 Uhr bis 21. 2., Leipziger Platz 17

silent green: tgl. 12-18.00 bis 21. 2., Gerichtstr. 35