LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Zahlreiche Ausnahmen

betr.: „Aus dem Vollen: 34 Cent mehr“, taz vom 29. 6. 16

Das eigentliche Problem beim Mindestlohn besteht weniger in der Höhe als vielmehr darin, dass es immer noch zahlreiche Ausnahmen gibt. So wurde von Arbeitsministerin Nahles nachträglich die Dokumentationspflicht auch für als besonders betrugsanfällig geltende Branchen gelockert.

Zudem fehlt der Großen Koalition weiterhin der erkennbare Wille, eine öffentliche Wertedebatte über das Menschenbild in der Wirtschaft zu führen, die aber zwingend notwendig ist, damit sich endlich das verantwortungslose Denken bei vielen Arbeitgebern gegenüber ihren Beschäftigten ändert. Deshalb muss insbesondere die SPD bei diesem Thema noch erheblich mehr Output liefern, da man ansonsten nicht mehr rechtzeitig bis zur nächsten Bundestagswahl den beschädigten Markenkern der sozialen Gerechtigkeit reparieren wird!

RASMUS PH. HELT, Hamburg

Warum nicht 9 Euro?

betr.: „Mindestlohn steigt um 34 Cent“, taz vom 29. 6. 16

Ist das wirklich ausreichend oder ist das nicht doch noch viel zu wenig? Da passt doch das Sprichwort „zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel! Warum so ein Centsatz von 34 Cent und nicht eine Erhöhung auf die runde Zahl 9 Euro?!

Wichtig wäre es, dafür zu sorgen, dass beim Mindestlohn die Schlupflöcher gestopft werden, wie zum Beispiel mehr Arbeit in derselben Zeit oder die Senkung der wöchentlichen Arbeitszeit, was gerne im Dienstleistungsbereich durchgeführt wird!

Und nicht zu vergessen, dass auch Langzeitarbeitslosen der Mindestlohn nicht verwehrt werden sollte, wenn sie denn wieder einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt finden sollten!

RENÉ OSSELMANN, Magdeburg

Der niedrigste Mindestlohn

betr.: „Aus dem Vollen: 34 Cent mehr“, taz vom 29. 6. 16

Im reichsten Land der EU gibt es den niedrigsten Mindestlohn innerhalb der EU. Es ist für Deutschland eine Schande und ein Armutszeugnis im wahrsten Sinne des Wortes!

DIRK A. MÜLLER, Lüneburg

Unterm Strich 0 Brötchen

betr.: „Ein Sesambrötchen mehr“, taz.de vom 28. 6. 16

„Ein Sesambrötchen mehr“ ist falsch gerechnet, wenn das Netto nach Abzug der Grundbedarfskosten unter dem Strich nur null Brötchen zulässt. Mit extremer Sparsamkeit und sonstigen günstigen Umständen kann ein Alleinstehender vielleicht gerade noch so zurechtkommen, doch in den meisten Fällen bedeutet ein solcher Lohn weitere Abhängigkeit von Aufstockungen.

Die 34 Cent mehr sind in ihrer Bedeutung eigentlich nur eine Verhöhnung der schon Ausgebeuteten. Denn die stetig hier und da erfolgenden Kostensteigerungen fressen dieses Mehr gleich mehrfach wieder auf. WXYZ, taz.de

Keine Gewinne, keine Steuern

betr.: „VW zahlt in USA bis zu 14,7 Milliarden Dollar“, taz vom 29. 6. 16

Das VW-Dieselgate und die Folgen: eine Strafzahlung in den USA in gigantischer Höhe: 14,7 Milliarden Dollar. Das ist vermutlich erst der Anfang. Eine buchhalterische Folge ist zwar nicht sexy – aber extrem relevant: Der VW-Konzern wird voraussichtlich über Jahre keine Gewinne mehr ausweisen (können) und damit auch keine Steuern mehr zahlen und auf diesem Weg auch keinen Beitrag zu unserem Gemeinwesen leisten, welches er aber weiterhin nicht unerheblich – zum Beispiel zur Produktion – nutzt. So geht das bei uns: Konzernchefs begehen – vermutlich aus Vorsatz – Straftaten, erhalten Boni, und die Allgemeinheit trägt die Kosten.

WOLFGANG SIEDLER, Langenhagen

Nein heißt Nein

betr.: „Solidarität mit so einer“, taz vom 25. 6. 16

Für mich ist die Überschrift etwas unglücklich gewählt: „so einer“ in Gänsefüßchen wäre für mich passender gewesen.

Um solches gesellschaftliches Aufsehen und solche Aufmerksamkeit durchzustehen, dazu muss frau schon ein starker Mensch sein. Frau Lohfink hat meine Solidarität. Jeder noch so armselige geistige Kleinrentner darf sich auskotzen, siehe Atze Schröder. Im besten Fall weht ein Shitstorm, der wiederum auch werbewirksam sein kann.

Es ist völlig unerheblich, welchen Beruf eine Frau ausübt und in welcher Verfassung sie sich befindet: Nein heißt Nein. Ganz klar und einfach. Und das muss endlich Gesetz werden.

SIBYLLA M. NACHBAUER, Erlangen

Ergebnis schwarzer Pädagogik

betr.: „Sag bloß!“ – „Die Gläubige“, taz vom 27. 6. 16

„Du sollst nicht lügen“ ist keineswegs eines der zehn Gebote! Dort heißt es: „Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen wider deinen Nächsten.“ Dass so viele Ersteres glauben, ist Ergebnis schwarzer Pädagogik, die den Kindern weismachen wollte, dass „Keine Ahnung, wo die Bonbons hingekommen sind“ Sünde sei. Genau: Und das passt doch zu den Evangelikalen.

Wenn die Bibel schon mal ausnahmsweise weiser ist, als man gemeinhin denkt, muss man sie da doch gegen ihre Spinnerfans verteidigen. SILKE KARCHER, Berlin