Sparsame Sprünge

Schleswig-Holsteins Philologen wollen sich mit ihrem Konzept zur Oberstufen-Reform nicht selber einsparen

Eigentlich scheint ja alles in bester Butter in Schleswig-Holsteins Schulen – bei einer „Schul-Tüv“ genannten Untersuchung sagten die meisten der befragten Schüler, Lehrer und Eltern zumindest, sie seien zufrieden. Aber etwas ändern soll sich trotzdem: Das verlangen Pisa und die mittelfristig sinkenden SchülerInnenzahlen.

Große Sprünge wie etwa ein neues System mit Gemeinschaftsschulen sind nicht zu erwarten, das verbietet der Koalitionsvertrag. Also wird an Details gefeilt. Während die Regierung noch brütet, stürmt der Philologenverband, die Vertretung der GymnasiallehrerInnen, vor. Der Verband schlägt eine Reform der gymnasialen Oberstufe vor: Statt dem heutigen System, bei dem fast jedes Fach Leistungskurs werden und allgemeine Fächer wie Mathe abgewählt werden können, sollen die Gymnasien „Profile“ anbieten: Jedes Kind entscheidet sich für eine bestimmte Richtung, etwa Sprachen oder Naturwissenschaft, belegt mehr Kurse in diesem Bereich, muss aber Deutsch, Mathe und eine Fremdsprache bis zum Abitur durchziehen und sich darin prüfen lassen. Statt ständig neu zusammengewürfelter Kurse soll es feste Lerngruppen geben – allerdings keinen Rückschritt in den Klassenverbund.

Das Modell könne Geld sparen, erklärte der Verbandsvorsitzende Klaus-Dieter Heyden gestern. Wie viel allerdings, konnte er nicht beziffern. Rein rechnerisch ließen sich fast zehn Prozent der Lehrerstellen abbauen, da durch das neue System größere Lerngruppen entstünden. Bei solchen Zahlenspielereien aber wurde der Verbandsvorsitzende vorsichtig: Stellenabbau im eigenen Klientel ist naturgemäß nicht Sache einer berufsständischen Vertretung. Wichtig sei der pädagogische Ansatz, erklärte Heyden.

Die Grünen, Verfechter einer großen Reform, kritisierten die Pläne des Philologenverbandes, sprachen sich gegen das Zentralabitur und für gemeinsame Oberstufenzentren aus, in denen möglichst viele Kinder in einem flexiblen Kurssystem zum Abitur gebracht würden. Ob das Modell des Philologenverbands umgesetzt wird, ist unklar: Es entspricht zwar den Vorgaben der Kultusministerkonferenz, ist aber nicht vereinbar mit der Oberstufenverordnung des Landes. Doch die könnte geändert werden: Bei der CDU sei „Widerstand nicht erkennbar“, sagte Heyden, und im SPD-geführten Bildungsministerium überlege man vergleichbare Konzepte. Esther Geißlinger