Tierschutz-Kommission lehnt Hirn-Versuche ab

Die Hälfte der Tierschutz-Kommission stimmt gegen Affenversuche. Tierschutzbund-Präsident triumphiert, Uni sieht „erhöhten Klärungsbedarf“

Bremen taz ■ Sie ist geheim, sie tagt geheim, und auch ihr Votum selbst ist streng vertraulich. Dennoch sickerte jetzt durch: Die Hirnforscher der Bremer Uni haben in der Tierschutz-Kommission keine Mehrheit für ihre Anträge bekommen, weiterhin Versuche am Hirn von Makaken-Affen und von Ratten fortzuführen. Nach Informationen der taz lehnte die sechsköpfige Kommission, in der je zwei VertreterInnen von Tierschutz, Veterinärwesen und Wissenschaft sitzen, die Ratten-Experimente mehrheitlich ab. Gegen die Elektroden-Versuche des Forschers Andreas Kreiter am Hirn von Makaken-Affen stimmte die Hälfte der Kommissionsmitglieder.

Tierschutzbund-Präsident Wolfgang Apel bestätigte das „Patt“ in puncto Affenversuche. Gesundheitssenatorin Karin Röpke (SPD) müsse daraus nun Konsequenzen ziehen und die umstrittenen Experimente umgehend einstellen, forderte er: „Die Handhabe ist da.“

Noch in der vergangenen Woche hatte Röpke unterstrichen, dass sie dem Votum der Tierschutz-Kommission in der Frage der Affen-Versuche eine große Bedeutung beimessen werde. Gestern ruderte ihre Sprecherin erst einmal zurück. Das Votum sei nicht verbindlich, sondern nur eine Empfehlung, die „in die Gesamtbewertung eingehe“, sagte sie. Bei einem Patt gebe zudem die Stimme des Vorsitzenden der Kommission den Ausschlag – und der hat nach taz-Informationen für die Affen-Versuche gestimmt.

Der Uni-Konrektor für Forschung, Reinhard Fischer, gab sich gestern gelassen. „Ich rechne nicht damit, dass der Antrag abgelehnt wird“, sagte er. Der „Bearbeitungsprozess“ des Antrags sei „noch nicht abgeschlossen“. Kreiter habe das Recht zu forschen, betonte Fischer, „das kann man nicht unterbinden.“

Apel dagegen verwies auf das Grundgesetz, wo der Tierschutz inzwischen als Staatsziel verankert ist. Im Gegensatz zu 2002, als die Kommission Kreiters Versuche noch mehrheitlich absegnete, habe man dieses Mal Forschungsfreiheit gegen Tierschutzbelange abwägen müssen: „Die Ethik hat mehr Gewicht bekommen.“ Eine Folge davon sei das nun erzielte Patt. Auf die Stimme des Vorsitzenden könne sich Röpke in so einer Situation nicht berufen, warnte Apel: „Das wird kein Bremer verstehen.“

Für Unruhe unter den Hirnforschern dürfte sorgen, dass der designierte Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) ein erklärter Gegner der Affen-Experimente ist. Er rechne mit einem „erhöhten Klärungsbedarf“, drückte es Fischer aus. Schließlich könne der Bürgermeister „politischen Einfluss nehmen“. Apel wäre darüber nicht unglücklich: „Ich zähle auf Röpke und Böhrnsen“. sim