LeserInnenbriefe
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Türpolitik in Freiburger Clubs

betr.: „Integration ins Nachtleben“, taz vom 25. 1. 16

Wer einen besseren Schutz der Frauen will, sollte die Polizei ihre Arbeit machen lassen und nicht leichtfertig die Rassismuskeule schwingen. Um Täter zu ermitteln, muss die Polizei Tätergruppen identifizieren können. Die Polizei macht ihren Job in aller Regel gut! Im Gegensatz dazu ist es aber fatal, wenn in der gesellschaftlichen Debatte sexualisierte Gewalt einer Gruppe von Flüchtlingen zugeordnet wird. Menschen werden dann pauschal stigmatisiert und rassistische Denkmuster gesellschaftsfähig gemacht. Zugleich wird davon abgelenkt, dass auch in unserer Gesellschaft Sexismus und sexualisierte Gewalt noch täglich vorkommen.

Das Dilemma, dass einerseits sexuelle Übergriffe nicht verharmlost werden dürfen und andererseits rassistische Denkmuster nicht hoffähig gemacht werden sollen, lässt nur eine sinnvolle gesellschaftliche Perspektive zu: Wir müssen eine Kultur „NEIN heißt NEIN“ etablieren. Männer, egal welcher Herkunft (und damit auch deutsche Männer!), müssen lernen, dass ein NEIN zu akzeptieren ist. Nach geltendem deutschen Recht muss ein sexueller Übergriff noch immer „erheblich“ sein, um überhaupt in die Nähe einer Verurteilung zu kommen. Wie soll Mann gegebenenfalls anderen Männern glaubwürdig vermitteln, dass das „NEIN“ einer Frau uneingeschränkt gilt, wenn dies juristisch noch immer relativiert wird? Wenn gegen den Willen einer betroffenen Person gehandelt wird, sollte dies auch „erheblich“ genug für strafrechtliche Folgen sein.

Wenn wir schon eine deutsche Leitkultur brauchen, dann doch diese: Wir streben nach einer Gesellschaft, in der sich Menschen mit gegenseitiger Wertschätzung und Respekt begegnen!

CHRISTIAN JUTZLER, ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer,

MAENNER gegen GEWALT, Freiburg

Frau und Raum

betr.: „Beine breit“, taz vom 27. 1. 16

Lieber Peter Weissenburger,

Sie sind ein Mann der Superlative, Sie haben diesen wunderbaren Artikel geschrieben und mich innerlich zum Jubeln und Lachen gebracht! „Ich sprüh’s an jede Wand, neue Männer braucht das Land!“ Hat Ina Deter anno dazumal gesungen . . .

Ach, wenn der Anlass zu dieser Artikelserie nicht so ein trauriger wäre. Die Vorfälle in Köln dienen nun dem rechten Spektrum als Munition, mit der dem Menschen ach so typischen Blindheit, bei sich im eigenen Auge den Balken nicht sehen zu können. „Emanzipation der Frauen“ ist doch ein Thema mit Damenbart. In unserer „zivilisierten Welt“ doch selbstverständlich. Siehe, unsere aller Kanzlerin ist doch auch eine Frau, oder?!

Aber ganz subtil, wie Sie die Szenen aus unseren U- und S-Bahnen beschreiben, gibt es sie immer noch, den Sexismus und die Frauendiskriminierung.

Klasse, dass ihr Frauen dazu ermuntert, sich ihrer Grenzverletzungen durch „den Mann an sich“ bewusst zu werden, und die Möglichkeit eröffnet, damit sogar die Öffentlichkeit zu erreichen. Endlich Schluss mit der subtilen Scham, ein Opfer zu sein. Ich sprüh’s an jede Wand, mutige Frauen braucht das Land!

KARIN A. KNITTLER, Hamburg

Alberne Männerposen

betr.: „Beine breit“, taz vom 27. 1. 16

Das mit der vermeintlich ach so maskulinen Breitbeinigkeit ist ein Thema, über das es sich zu reden lohnt. Aber nicht allein deshalb, weil archetypisches Männlichkeitsgehabe oft einfach nur peinlich wirkt und somit überdenkenswert ist. Vielmehr verweist die Debatte über das „Manspreading“ auf grundsätzliche Verhaltensmuster. Denn: Was in Bus und Bahn bei einigen Männern die Spreizpose ist, lässt sich bei manchen Frauen in Form der Handtasche auf dem Nachbarsitz gleichfalls beobachten. In beiden Fällen scheint das Signal eindeutig: „Hier sitz ich, und der Platz neben mir ist besetzt.“

Eine demonstrative Beschlagnahme des öffentlichen Raums ist keineswegs geschlechterspezifisch, selbst wenn sie auf unterschiedliche Weise ausgedrückt wird. Eine rudimentäre Höflichkeit sollte es so oder so gebieten, den Nachbarsitz entsprechend freizumachen, wenn sich jemand dort niederlassen möchte. Darüber zu sprechen, warum manch Vertreter der Gattung „moderner Mann“ nicht davon ablassen kann, sich und den Mitmenschen mittels alberner Posen und Sprüche sein Mannsein vor Augen zu führen, ist wichtig. Dies scheint mir aber losgelöst von einer Diskussion über Benehmen und (Nicht)-Benehmen in öffentlichen Verkehrsmitteln. DORIAN BECKER, Hamburg

Qi Gong entspannt

betr.: „Beine breit“, taz vom 27. 1. 16

Als wunderbare Möglichkeit, entspannt, stabil und verwurzelt stehen und sitzen zu lernen, habe ich Qi Gong kennengelernt. Nach dieser Art, mit hüft- bis schulterbreit auseinandergestellten Beinen, entspannt und aufgerichtet zu sitzen und zu stehen, braucht tatsächlich auch mehr Raum, als die Beine zusammenzukneifen, was ja wehtut auf Dauer, aber weniger Raum, als ­breitbeinig im Sitz zu hängen.

DENNIS MASCHMANN, Greifswald