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Was tun in Hamburg?

So, 14. 2., 16 Uhr, Rote Flora/Vokü

Lügen-Neuland

Eigentlich ist Heinz Jürgen Schneider Rechtsanwalt, und zwar einer von der Sorte, die bemüht originelle Menschen auch schon mal als „Linksanwalt“ bezeichnen. Weil das Strafverteidigen offenbar nicht tagesfüllend ist, schreibt er: neben einem Sachbuch zur Roten Hilfe in der Zwischenkriegszeit auch Krimis, genauer „historische Schleswig-Holstein-Krimis“. Die Tragen Titel wie „Tod in der Scheune“ oder „Tod in der Ballnacht“ und spielen kurz vor oder auch kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung, einer Zeit also, als die Unabhängigkeit der Justiz einer politischen Inanspruchnahme wich.

 Seinen jüngsten Roman, aus dem Schneider nun in der Roten Flora liest, hat er in der Gegenwart angesiedelt: „Im Land der Lügen“ (Tredition 2015, 260 S., 10,99 Euro) dreht sich um einen linken Journalisten und Netz-Aktivisten, um staatliche Schnüffelei und fingierte Verdächtigungen, um die angebliche Mitgliedschaft in terroristischen Vereinigungen. Erklärtermaßen soll die Veranstaltung nicht nur schnöder Unterhaltung dienen, sondern im Anschluss auch die Möglichkeit bestehen, sich „über staatliche Repression und den Schutz vor politischer Justiz auszutauschen“.

Sa, 13. 2., 18 Uhr, Literaturhaus

Musik-Haus

Wenn das Westwerk dieser Tage 30 Jahre alt wird, können seine BewohnerInnen ja nicht nur auf ein ebenso langes Engagement für allerlei bildende Künste zurückblicken. Auch die Musik hatte immer ihren Platz in jener geretteten Altbau-Nische inmitten der runderneuerten Neustadt. So wurden nun zur Feier allerlei MusikerInnen gefragt, ob sie nicht Lust hätten, ein kleines Ständchen zu bringen.

 Heraus gekommen ist mehr als ein bloßes Konzert. Neun Stunden lang wird das Haus bespielt, wenn nicht das ganze, so doch wenigstens weite Teile: Galerie, Treppenhaus, Werkstatt, Halle und Bar, insgesamt 61 Mitwirkende sind angekündigt, macht 26 Bands und Formationen, die jeweils 20 Minuten spielen sollen. Pünktlich kommen lohnt sich: Um Punkt sechs soll der Abend mit einem Tutti aller Muisizierenden eröffnet werden.  ALDI

Mi, 17. 2., 19 Uhr, Curio Haus

Versagende Linke

Die real existierende Linke hat ihre Glaubwürdigkeit verloren, ist Albrecht von Lucke überzeugt. „Anscheinend werden gerade ihr taugliche Antworten auf die anhaltende Krise des Kapitalismus nicht mehr zugetraut“, schreibt der Politologe und Redakteur der politischen Monatszeitschrift Blätter für deutsche und internationale Politik, in seinem neuen Buch „Die schwarze Republik und das Versagen der deutschen Linken“ (Droemer 2015, 240 S., 18 Euro).

 Demnach haben die Sozialdemokraten mit Hartz IV den „Markenkern der sozialen Gerechtigkeit“ verloren, die Linkspartei hingegen hat nur „unerbittlich ihr vermeintliches Ideal“ verteidigt. Die einzige Alternative für von Lucke: Eine Vereinigung beider Parteien. Die Sozialdemokraten schlagen wieder einen klaren Linkskurs ein, die Linkspartei erklärt sich bereit, auf Bundesebene Regierungsverantwortung zu übernehmen. Andernfalls, ist Lucke sicher, kreisten alle Parteien nur um „die schwarze Sonne der Macht“: die Merkel-CDU.

Mo, 15. 2., 19 Uhr, Laeiszhalle

Einfache Zuordnung

In „einfachen Zuordnungen“ möchte die neue Reihe „Musik und Wissenschaft“ des Philharmonischen Staatsorchesters in Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft wissenschaftliche Vorträge mit abendfüllenden Themenkonzerten verbinden. Da werden neue Entwicklungen in Sachen Chemie im Weltall mit französischer Barockmusik verknüpft oder die „Kreativität in digitalen Gesellschaften“ mit Beethovens „Kreutzer-Sonate“ als „Beispiel einer kreativen Auseinandersetzung mit den Stilvorgaben der Zeit“. Die Idee hat Kent Nagano mitgebracht: Bereits an der Bayerischen Staatsoper hatte der neue Generalmusikdirektor eine ähnliche interdisziplinäre Veranstaltungsreihe initiiert. Dort läuft das Projekt seit 2009 sehr erfolgreich.  MATT

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