Asylrecht behindert Lernprozess

INtegration Viele Flüchtlinge brechen ihre Ausbildung ab, ergab eine Studie des Instituts „Arbeit und Wirtschaft“. Schuld seien auch rechtliche Hürden

„Durch befristete Aufenthaltstitel entsteht ein extremer Druck, der es schwermacht, sich zu konzentrieren“

René Böhme, Institut Arbeit und Wirtschaft

Junge Flüchtlinge in einer Berufsausbildung müssen nach einer Studie des Institutes Arbeit und Wirtschaft an der Uni Bremen besser als bisher gefördert werden. Sonst bestehe die Gefahr hoher Abbrecherquoten, warnte der Bremer Sozialwissenschaftler René Böhme. In Bremen hätten Ausbilder „verhalten“ auf die Frage geantwortet, ob junge Asylsuchende ihre Prüfungen erfolgreich bestehen. Laut seiner Studie brachen etwa 70 Prozent der Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien und dem Irak im Bereich der Handwerkskammer München ihre Ausbildung ab.

„Das Problem ist unter anderem: Die jungen Flüchtlinge haben nicht den gleichen Zugang beispielsweise zu Ausbildungsbeihilfen und Nachhilfen wie ihre deutschen Kollegen“, kritisiert Böhme. Generell sei das Asylrecht nicht förderlich für Lernprozesse. „Durch befristete Aufenthaltstitel entsteht ein extremer Druck, der es schwermacht, sich zu konzentrieren.“ Die Unterkünfte seien oft keine förderlichen Lernräume.

Auch die Berufsschulen seien schlecht vorbereitet auf die vielen Flüchtlinge, die dort nun unterrichtet werden müssten, stellt Böhme in seiner Studie fest, die er im Auftrag der Bremer Arbeitnehmerkammer erarbeitet hat. Auf Interessen und Kompetenzen der jungen Leute werde kaum eingegangen. Ein großes Problem sei die Dauer der Schulpflicht, die mit 18 ende. „Aber wir haben in Bremen längst nicht nur unter 18-Jährige.“ Als Vorbild sieht er hier das Land Bayern, wo die Schulpflicht auf die Zeit zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr ausgeweitet wurde.

Da Sprache ein zentrales Instrument der Integration ist, kritisiert Böhme, dass der Anspruch auf Deutschkurse an einen Aufenthaltstitel gekoppelt ist. Schon vor dem Start in der Berufsschule müsse öfter als bisher mit Dolmetschern gearbeitet werden, um beispielsweise herauszufinden, ob ein junger Mann aus Afghanistan in seinem Heimatland die Bruchrechnung gelernt hat oder nicht.

„Die Berufsschulen müssen mehr fördern – auch mit Schulsozialarbeitern“, fordert Böhme, der für Bremen von einem Verhältnis von einem Sozialarbeiter auf 1.000 Schüler spricht. Auch assistierte Ausbildungen seien ein gutes Instrument. Die seien vom Bundeskabinett zwar beschlossen, so Böhme: „Aber das Gesetz dazu lässt auf sich warten.“ (epd)