das wird der monat, der wird (2)
: Der wissende Wischmopp

Aufregung vor der Biathlon-EM. Präsident Putin untersagt die Einfuhr aller westlichen Waffen

VORSCHAU.Heute mit der Rückkehr von Jürgen Klopp, kundigen Schweizer Putzfrauen, ungewöhnlichen Biathlon-Waffen und einem Großkreutz-Tattoo

Königssee, 2. Februar.Zwei Tage nach dem erneuten WM-Total­triumph der deutschen Rodler, die alle Podestplätze belegen, tauchen brisante Unterlagen auf: Seit Jahren werden Kanadier, Südtiroler und Letten nur pauschal für ihre Teilnahme als Staffage entlohnt; die „Hacklschorsch Eiswurst Enterprises Ltd.“ rüstet die Teilnehmer technisch entsprechend minderwertig aus. Ruhm und Ehre sind allein den Deutschen samt ihren Hofsendern ARD und ZDF vorbehalten. „Alles Show, alles abgesprochen, alles Lüge – das englische Luge für Rodeln legt das schon nahe“, kalauert Transparency International, „niemand sonst auf der Welt interessiert sich ja für diese alberne Kanalrutscherei.“

Stuttgart, 9. Februar. Kurz vor dem Anpfiff des Viertelfinals im DFB-Pokal gegen den BVB (0:3) präsentiert Neuschwabe Kevin Großkreutz seine frisch tätowierten Extremitäten. Die Dortmunder Stadtsilhouette auf den Waden blieb („krieg ich nicht ab“), dafür hat er sich „Stuttgart 21“ mit einer Bahnhofssilhouette auf die Oberkörper fräsen lassen. „Wir wollen oben bleiben“, postuliert Großkreutz.

London, 12. Februar.Im Privatsafe des Leichtathletik-Exbosses Lamine Diack werden ordnerweise Dopingbelege des früheren Läufers Sebastian Coe entdeckt. Scotland Yard sieht „alle Voraussetzungen für Erpressung erfüllt“. Diacks Nachfolger Coe bestreitet, den Senegalesen deshalb so hofiert zu haben: „Die Dokumente sind lächerlich lückenhaft. Allein mit den paar Zauberwässern wäre ich nie Olympiasieger geworden.“

Gent, 17. Februar. Im Duell Mittelalter gegen Retortenstadt setzt sich die Erfahrung durch. Nach dem fulminanten 3:2 des belgischen Meisters in der Champions League gegen den VWfL Wolfsburg ist deren Trainer Dieter Hecking dennoch guter Dinge: „Im Rückspiel ist der Alterssunterschied nicht mehr so gravierend“, sagt der Hobbyhistoriker arithmetisch versiert.

Augsburg, 18. Februar.Beim Europa-League-Spiel des FCA gegen den FC Liverpool ist der Ballgelehrte Jürgen Klopp, the hamstring from England, wieder da. Homecoming des Wunderheilers, der sein Team in der Liga von Platz 9 zeitweilig bis auf 8 geführt hat und im FA-Cup neulich dem Viertligisten Exeter City FC ein Wiederholungsspiel abringen konnte. The one and only Kloppo. The so was von normal one. Bis auf schmale 420 Kilometer Luftlinie ist er sogar zurück in Dortmund.

Augsburg, 19. Februar. Jürgen Klopp reist wieder ab. Das Alltagsleben in Schwaben beginnt sich zu normalisieren.

Tjumen, 23. Februar. Aufregung vor der Biathlon-EM in Russland. Präsident Putin untersagt die Einfuhr aller westlicher Waffen, das sei „eine hinterhältige Intervention“. Als gute Gastgeber stelle man aber „gern heimischen Ersatz zur Verfügung“. Die Trefferquoten der Kalaschnikows sind indes mäßig, die Rennen mit Strafrunden gehen bis zum frühen Morgen.

Louisville, 25. Februar. Am 52. Jahrestag seines ersten WM-Siegs (gegen Sonny Liston) bekommt Cassius Clay (74), später Muhammad Ali alias „The Greatest“, Besuch von Barack Obama. Der Präsident auf Amtszeit-Abschiedstour nennt das frühere Boxgroßmaul „den süßesten, bescheidensten und nettesten Mann, den man kennenlernen möchte“. Umgehend entlarvt Wikisportsleaks die Hommage als ein Zitat Alis. So hatte er Elvis Presley im Januar zum Geburtstag getwittert. Obama charmiert mit bestechender Logik: „Ali kann sich ja nicht mehr selbst kennenlernen“ und feuert seinen Redenschreiber.

Zürich, 26. Februar.Ungewöhnliche Stille beim Fifa-Wahlkonvent: Nachdem alle Delegierten aus dem Saal weg verhaftet sind, bleibt allein eine kopfschüttelnde Putzfrau zurück. „Nach dem Kongress ist vor dem Kongress“, erinnert sie sinnierend an ihre Großmutter selig, die 1954 in Spiez das Quartier der deutschen Elf putzte und Sepp Herberger den berühmten Satz „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ ins Ohr flüsterte. Dieser führte bekanntlich zum Wunder von Bern. „Gut“, sagt die Züricher Putzfrau zu ihrem Wischmopp, „dass hier mal richtig aufgeräumt wurde“. - „… und danke“, applaudiert Regisseur Sönke Wortmann aus dem Off.

München, 27. Februar. Der FC Bayern, gegründet in den Wirtsstuben „Bäckerhöfl“, feiert seinen 116. Geburtstag mit einer Weißbiergala und zählt die Stunden bis zur Rückkehr ihres kriminellen Klubmessias Uli Hoeneß in zwei Tagen. Seit Gründung wurde der FCB stolze 91 x nicht Meister – „eine ermutigende Bilanz“, gratuliert Dortmunds Präsident Watzke. „Unser großer Nachbar Schalke 04 hat das seit 1958 erst 58 mal geschafft, dafür aber in Serie.“

Bernd Müllender