Bioschweine und Klimawandel

Ungesunde Welt Auch Bioschweine bekommen schon mal ein Antibiotikum. Schlimm oder nicht? Und wie sieht es mit der CO2-Last aus?

Pressetermin bei Ferkeln in Alt Gaarz. Noch geht es ihnen gut Foto: dpa

Kein Skandal

betr.: „Biofleisch mit Beigabe“, taz vom 2. 2. 16

Aus der Verfehlung eines Tierarztes, der sich seiner Verantwortung nicht bewusst ist, wird ein Skandal gemacht und der ganze Betrieb verunglimpft. Schon die Überschrift auf der Titelseite suggeriert, dass Biofleisch der Herrmannsdorfer Landwerkstätten ein verbotenes Antibiotikum und vielleicht noch mehr Arzneimittel enthält. Das ist falsch. Es werden einzelne kranke Tiere behandelt. Bis sie geschlachtet werden, ist das Antibiotikum längst aus dem Körper verschwunden. Ein Skandal besteht bei der industriellen Tiermast, wo alle Tiere durch Antibiotika-Gabe im Trinkwasser oder im Futter behandelt werden, damit sie nicht erkranken. Daraus entwickeln sich Resistenzen und das Fleisch ist dann mit Antibiotika-resistenten Keimen belastet.

Gleich von einem des Betrugs „überführten“ Betrieb zu sprechen, ist polemisch, ebenso wie die Aussage, „bei Bio werde oft eine heile Welt vorgegaukelt, statt klipp und klar zu sagen, dass sie Probleme bei der Gesundheit haben“. „Vorgegaukelt“ wird bei den Produkten der Massentierhaltung mit Bildchen und mit schönen Namen wie „Wiesenhof“, „Alpenmilch“ und ähnlichem. Skandalös ist die industrielle Fleischproduktion, die Enghaltung der Tiere, die infolge von Extremstress hohe Krankheitsanfälligkeit verursacht, was wiederum einen prophylaktischen Antibiotika-Einsatz bedingt. Das hat zur Folge, dass eine der größten Errungenschaften der Medizin wirkungslos wird. Die Offenlegung und die Erklärungen von Herrn Schweisfurth für die Bilder des Vereins Soko Tierschutz im Interview mit Herrn Kriener – mit polemisch gefärbten Fragen – waren ja einleuchtend. Sie rechtfertigen nicht, volle zwei Seiten lang auf einen Betrieb einzudreschen, der es gerade anders machen will.

Anita Schwaier, Angermünde

Tonnen Antibiotika

betr.: „Biofleisch mit Beigabe“, taz vom 2. 2. 16

Das Arzneimittel Baytril ist kein verbotenes Medikament,wie der Kommentar von Jost Maurin versucht zu suggerieren. Baytril ist ein Medikament, welches für fast alle Tiere, eben auch für Schweine, zugelassen ist. Wenn ein Bioverband den Einsatz von Flourchinolonen verbietet, bleibt das Medikament trotzdem zugelassen.

Zu dem Vollpumpen sollte man wissen, dass in der Tiermedizin 15 Tonnen pro Jahr eingesetzt werden, in der Humanmedizin aber 300 Tonnen. Wer pumpt hier wen voll?

Außerdem stört mich die reißerische Aufmachung des ganzen Artikels, den ich schon Bild-ähnlich empfinde. Jürgen Hammer, Tierarzt, Schwalmtal

Schweres Eigentor

betr.: „Biofleisch mit Beigabe“, taz vom 2. 2. 16

Tiere können krank werden. Selbst wenn sie recht gute Lebensverhältnisse haben. Diesbezüglich gibt es keinen Unterschied zum Menschen. Und es ist in Deutschland vermutlich Mehrheitsmeinung, dass kranke Tiere medizinisch versorgt werden sollten. Das sollte auch für Tiere gelten, die zwecks Fleischerzeugung in landwirtschaftlichen Betrieben gehalten werden, die ihre Produktionsweise ökologisch nennen. Wenn eine bakterielle Infektionserkrankung vorliegt, kann eine Behandlung mit einem Antibiotikum lebensrettend sein. Genau deshalb möchten wir die Wirksamkeit von Antibiotika erhalten.

Dass Bakterien gegen dieses oder jenes Antibiotikum resistent werden können, mag man als unerfreulich ansehen, ist aber eine normale biologische Angelegenheit. Die mehr oder weniger zufällig (zum Beispiel durch Mutation) erworbene Antibiotikaresistenz ist für Bakterien nur von Vorteil, wenn eine Bekämpfung mit dem betreffenden Antibiotikum stattfindet. Dann überleben vorzugsweise die resistenten Keime und ihr Anteil an der Gesamtpopulation der Bakterien nimmt zu.

Setzt man weniger häufig Antibiotika ein, gibt es weniger häufig die Möglichkeit, dass nur resistente Bakterien überleben. Also geht es darum, Antibiotika möglichst wenig einzusetzen.

Zu diskutieren wäre, welches andere Antibiotikum hätte eingesetzt werden sollen. Fluorchinolone sind nicht nur für den Einsatz beim Menschen bestimmt. Sie sind auch von den hierzulande zuständigen Behörden für den Einsatz durch Tierärzte zugelassen. So wie das für Penicillin gilt, das in der Human- und Veterinärmedizin gleichermaßen eingesetzt wird. Wenn ein Verband von Lebensmittelerzeugern, die den Anspruch einer ökologischen Produktion haben, sich selbst die Regel auferlegt, auf den Einsatz von Fluorchinolonen zu verzichten, weil man sich der Bremsung der Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen bei bakteriellen Krankheitserregern besonders verpflichtet fühlt, ist das in Ordnung. Es geht um eine Güterabwägung. Und wenn diese von einem Tierarzt im Sinne einer hoffentlich wirksamen Therapie im Einzelfall einmal zugunsten einer Behandlung mit einem Fluorchinolon vorgenommen wird, ist das kein Skandal.

Falls man die Absicht hat, durch seine journalistische Arbeit die ökologische Landwirtschaft zu fördern und einen für falsch und verantwortungslos erachteten Einsatz von Antibiotika in der Tierproduktion aufklärerisch zu bekämpfen, hat man sich im vorliegenden Fall ein schweres Eigentor eingehandelt. Denn: Selbst wenn Fluorchinolon eingesetzt wird, muss es nicht mit dem Fleisch auf dem Teller landen. Denn wenn das Tier nicht kurz nach der Behandlung geschlachtet wird, ist das Fluorchinolon aus dem Organismus ausgeschieden oder von ihm abgebaut, wenn das „Biofleisch“ (somit ohne Beigabe) in Verkehr gebracht wird.

Thomas Peters, Hannover

Dringliche Aufgabe

betr.: „Rauch zu Geld“, taz vom 29. 1. 16

Den Artikel zum Thema CO2-Bepreisung mit Klimadividende von Bernward Janzing finde ich großartig.

Persönlich sehe ich in diesem System der „Umverteilung“ eine Chance für soziale Gerechtigkeit und vor allem eine Chance, den Klimawandel zu beeinflussen. Um die Ziele des Klimaschutzes erreichen zu können, ist es notwendig, dass Politik, Wirtschaft und die Bevölkerung gemeinsam Verantwortung übernehmen. Nur so besteht auch die Möglichkeit, das Ziel – die Emmissionsminderung bis 2050 um 85 Prozent – zu erreichen. Der Klimagipfel COP21 in Paris hat die Dringlichkeit anstehender Aktivitäten weltweit bewusst gemacht.

Irene Maria Limmert, München

Sparanreiz

betr.: „Rauch zu Geld“, taz vom 29. 1. 16

Großartiger Gedanke: CO2-Abgabe auf alle fossilen Energieträger mit kopfbezogener Rückerstattung an die Bürger (inklusive Kinder). Schafft primären Sparanreiz und begünstigt sozial schwächere Gruppen und Familien. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, damit zu beginnen, da die Primärenergiepreise niedrig sind und eine höhere Inflation von vielen Ökonomen gefordert wird (warum eigentlich?). Das Richtige überzeugt oft gerade durch seine Schlichtheit! Danke, taz, für diesen Beitrag. Und: journalistisch unbedingt dranbleiben an dem Thema.

Friedrich Dörr, Burgwedel