Möwenständer als Dosenöffner

OFFSHORE Risiko für Schiffsverkehr durch halbfertige Stahltürme für Windparks in der Nordsee

Besorgt ist das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg über die halbfertigen Baustellen für Offshore-Windparks in der Nordsee. Zwar gebe es „keine konkrete Gefahr“, sagt der zuständige BSH-Abteilungsleiter Christian Dahlke, „aber wenn mal ein Schiff ins Driften kommt und da reinkracht, wäre das ein Schreckensszenario“. Zugleich hält Dahlke den vom BSH verordneten Sicherheitsabstand von rund vier Kilometern zwischen Schifffahrtsrouten und Windparks für ausreichend: „Die Verkehrstrennungsgebiete sind in den Seekarten verzeichnet.“

Ein Risiko seien jedoch die halbfertigen Stahltürme, die nur wenige Meter über die Wasseroberfläche ragten. Weil sich der Netzanschluss für die Windparks verzögert, stehen diese „Möwenständer“, wie Dahlke sie nennt, ungenutzt und nicht gut sichtbar im Meer rum. Bei einem Unfall könnten sie ein Schiff wie einen Dosenöffner aufschlitzen.

Jedoch seien die Baustellen mit einer Warnbeleuchtung gesichert, auch würden Sicherungsschiffe patrouillieren. Dennoch sei die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls „höher als bei fertigen Windparks“, sagt Dahlke.

Deshalb treibe das BSH als Genehmigungsbehörde die Fertigstellung des Offshore-Netzplans mit Nachdruck voran. „Ende Januar, Anfang Februar“, schätzt Dahlke, würde er vorliegen und die genauen Nutzungsflächen für Schifffahrt und Fischerei, Windparks und Stromtrassen festlegen. Dann könnten auch die Betreiber ihre Windparks fertigstellen und das „Restrisiko“ weiter minimieren.  SMV