„Der Etat ist nicht auf Kante genäht“

Solidarität Handball Bundesligist SG Flensburg Handewitt fürchtet großen wirtschaftlichen Schaden. Der Verein ruft Fans dazu auf, Tickets für das abgesagte Spiel gegen den HSV nicht zurückzugeben

Ein Spiel weniger – eigentlich könnte das für Spitzenklubs der Handballbundesliga wegen der hohen Spieldichte eine Erleichterung sein. Bei der SG Flensburg-Handewitt kann davon keine Rede sein: Der Verein erwägt eine Klage gegen den insolventen Hamburger SV, weil das angesetzte Heimspiel am 10. Februar nicht stattfinden wird.

Den Flensburgern entstehe ein veritabler wirtschaftlicher Schaden, weil der HSV wegen der Einstellung des Spielbetriebes seinen Verpflichtungen nicht nachkomme. „Hierzu prüfen wir alle rechtlichen Schritte in alle Richtungen“, sagte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke.

Die Arena ist mit 6.400 Zuschauern längst ausverkauft. Und die meisten Fans werden keinen Gegenwert für ihr Geld erhalten. „Es war uns nicht möglich, einen guten Ersatzgegner zu bekommen“, sagt Schmäschke. Nach der EM starteten in ganz Europa wieder die Ligen. „Das hätte sportlich alles nichts gebracht.“

So entschied sich der Verein dafür, eine Soliaktion ins Leben zu rufen – unter dem Motto: Hilf dem Verein, indem du auf 60 Minuten Handball verzichtest. „Wir werden größeren wirtschaftlichen Schaden von der SG fernhalten können, wenn insbesondere unsere starke Gemeinschaft der Dauerkarteninhaber und Sponsoren ihren Beitrag zur Schadensminimierung leisten“, sagt der Beiratsvorsitzende Boy Meesenburg.

Wenn für ein einzelnes ausfallendes Spiel eine Solidaritätsaktion nötig ist, liegt jedoch die Vermutung nahe, dass der Saisonetat des Meisterschaftsfavoriten zu knapp kalkuliert wurde. Doch Schmäschke widerspricht: „Der Etat ist nicht auf Kante genäht.“ Der Verein habe mit den voraussehbaren Einnahmen eine vernünftige Saisonplanung gemacht. „Wir haben 4.800 Dauerkarten verkauft“, sagt er. „Da geht es nicht um einen niedrigen Betrag.“

Eine Sitzplatzdauerkarte kostet 320 Euro, darin sind 17 Bundesligaspiele enthalten. Bei dem Top-Zuschlag für den HSV wären das anteilig etwa 20 Euro. Wenn man die günstigen Stehplatztickets für rund 15 Euro mit einrechnet, geht es allein bei den Dauerkarten bei dem abgesagten Spiel um rund 72.000 Euro. Hinzu kämen noch etwa 32.000 Euro für die Einzeltickets — macht gut 100.000 Euro.

„Im Moment geht es um Schadensminimierung. Das alles ist ärgerlich, aber ich hoffe, dass wir alle zusammenstehen“, sagte Schmäschke. Eine Entschädigung für Dauerkarteninhaber sei nicht geplant. „Es gibt da sicherlich den einen oder anderen, der das nicht gut findet“, sagt Schmäschke. Die meisten hätten aber Verständnis. Einzeltickets werden erstattet.

Die Fans scheinen für die Soliaktion empfänglich: „Was soll man da machen?“, fragt Heike Jensen, Vorsitzende des Fanclubs Nordlichter. „Man kann sich ja kein Spiel aus dem Kreuz leiern. Da sollen sich die Spieler lieber ein paar Tage länger erholen“, sagte sie. Dafür, dass die Fans auf ihr Geld verzichteten, habe Schmäschke schon etwas in Aussicht gestellt: „Dierk hat gesagt, dass die Tickets dafür in der nächsten Saison nicht teurer werden.“ Gör