Marzahner "Missbrauch" aufgeklärt

Das 13-jährige Berliner Mädchen, das mit einer erfundenen Geschichte über eine Vergewaltigung für Aufruhr sorgte, hat die fragliche Nacht bei einem Bekannten verbracht. Das hätten rekonstruierte Daten aus einem Handy ergeben, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Berlin am Freitag. Das Mädchen stammt aus einer russlanddeutschen Familie, die in Marzahn wohnt. Die Nachricht von ihrer angeblichen Vergewaltigung hatte zu heftigen Debatten in der russischen Community Berlins geführt; auf Demonstrationen wurde der Polizei vorgeworfen, sie ermittle nicht richtig.

Laut dem Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft seien bei dem 19-jährigen Bekannten des Mädchens Sachen von ihr gefunden worden; der Mann habe zugegeben, dass sie in der Nacht vom 11. auf den 12. Januar bei ihm war. Es gebe indes keine Hinweise auf eine Sexualstraftat oder einen sexuellen Kontakt des Mannes zu dem Mädchen. Gegen ihn werde daher auch nicht ermittelt.

30 Stunden verschwunden

Das Mädchen war für 30 Stunden verschwunden und hatte danach von einer Entführung und Vergewaltigung durch eine Gruppe südländisch aussehender Männer erzählt. Der Fall rief auch den russischen Außenminister Sergej Lawrow auf den Plan. Er warf den deutschen Behörden vor, den Fall lange verheimlicht zu haben.

Ermittelt wird weiterhin gegen zwei Männer mit türkischen Wurzeln wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs. Sie werden verdächtigt, sexuelle Kontakte zu dem Mädchen vor ihrem Verschwinden gehabt zu haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass die 13-Jährige die Männer schon über Monate kannte. Weil das Mädchen jünger als 14 Jahre ist, ist auch freiwilliger Sex mit Erwachsenen strafbar. (dpa, taz)