Leider
nur nett
gemeint

Kommentar

von Bert Schulz

Der Dank des Landes fürs Engagement für Flüchtlinge

Es stimmt schon: Man soll sich nicht über Geschenke beschweren. Aber auch bei den unverlangt erhaltenen Dingen gibt es solche und solche. Manchen ist einfach anzumerken, dass dem oder der Schenkenden nicht Passendes eingefallen ist. Prompt wird die neue Vase versehentlich fallen gelassen, die Mickey-Maus-Krawatte an Karneval mit Hingabe zum Kastrieren freigegeben, das Buch flugs bei Ebay verkloppt.

Mit dem Geschenk der Berliner Politik an die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer für deren Einsatz verhält es sich ähnlich: Am kommenden Sonntag gibt es, vom Parlament im Dezember fraktionsübergreifend beschlossen, freien Eintritt in viele landeseigene Einrichtungen, darunter Museen, den Tierpark und den Zoo. Ist ja ganz nett, wirkt auch ziemlich willkürlich. Und damit unpassend.

Natürlich ist es schön, wenn die Politik anerkennt, was unzählige Menschen aus Berlin tun für jene unzähligen Menschen, die nach Berlin kommen. Deswegen einfach einen landesweiten Tag der offenen Tür auszurufen klingt leider nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner der Parteien im Abgeordnetenhaus. Wenn schon so piefig, dann hätte zumindest eine Bratwurst und ein Bier für jede und jeden drin sein müssen. Wir sind ja in Berlin.

Nun stellt sich auch noch heraus, dass der Sonntag kein richtiger Tag der offenen Tür ist. Beim Zoo etwa sollen sich Besucher als Berliner ausweisen; nach 1.500 Danksagungen in Form des freien Eintritts muss wieder bezahlt werden. Bloß nicht die Falschen beschenken – eine wenig generöse Botschaft nach einem Halbjahr des beispiellosen Engagements.

Am Ende dürfte es dann so aussehen: Alle kostenlos geöffneten Museen, Theater, Gärten und Tierschauen sind brechend voll, weil – so ein ehernes Berliner Gesetz – es was umsonst gibt. Alle Politiker loben daraufhin den Vorschlag, der auf die Grünen zurückgeht, und alle wollen das bald wiederholen. Ob unter den Besuchern auch nur ein Flüchtlingsengagierter war, weiß niemand. Aber man soll sich ja nicht beschweren.