Autoindustrie will mit Vollgas ins Netz

MOBILITÄT Vernetztes Fahren soll sich in zehn Jahren durchsetzen. Risiko Datensicherheit

„Das Unfallrisiko wird durchs Daten­risiko ausgetauscht“

Andreas Festtag, TU Dresden

BERLIN taz | Der Autoverkehr wird sich in den nächsten zehn Jahren fundamental ändern – hin zu vernetztem, automatisiertem Fahren. Davon geht jedenfalls eine Studie der Tchnischen Universität Dresden und des Instituts für Automation und Kommunikation (IfAK) im Auftrag des Bundes­wirtschaftsministeriums aus. Verursacht werden die Veränderungen durch eine Aufhebung der Grenzen zwischen Verkehrs- und Kommunikatio­nsinfrastruktur.

„Vernetzte automatisierte Fahrzeuge werden ihre Fahrmanöver koordinieren und den Verkehrsfluss optimieren“, sagte Andreas Festtag von der TU Dresden, der dort am Vodafone-Stiftungslehrstuhl Mobile Nachrichtensysteme forscht. Das werde auch die Verkehrssicherheit erhöhen, die Vision von null Unfalltoten im Jahr sei greifbar. Risiko seien aber die enormen Datenmengen, die zur Erreichung des vernetzten Fahrens erhoben werden. „Das Unfallrisiko wird durch das Datenrisiko ausgetauscht“, sagt Festtag. Statt Verkehrssicherheit stehe künftig die Datensicherheit im Vordergrund.

Dabei gibt es im Wesentlichen folgende Risiken. Zunächst stellt vernetztes und automatisiertes Fahren hohe Anforderungen an die Betriebssicherheit. Mit anderen Worten: Die Systeme müssen stabil laufen, da es andernfalls Unfälle geben könnte. Darüber hinaus könnten Angreifer von außen das System attackieren – die Horrorvorstellung für jeden Autofahrer schlechthin. Solche Angriffe, die sich nicht ausschließen lassen, müssten also zuverlässig abgewehrt werden können – in Anbetracht der häufig erfolgreichen Manipulationen bei Bankgeschäften im Internet eine wohl abenteuerliche Vorstellung.

Zudem besteht die Gefahr, dass verfolgt werden kann, wann welcher Autofahrer wohin fährt. Hier sieht Festtag die Möglichkeit einer Pseudonymisierung des Fahrers, die nur bei wichtigem Anlass, etwa einem Unfall, aufgehoben werden soll.

Treibende Kraft ist der Studie zufolge die Informations- und Kommunikationstechnologie. Das hat auch Auswirkungen auf die beteiligten Unter­nehmen. „Die Innovationskraft der Informations- und Kommu­nikationstechno­logie wird die Automobilhersteller mit der Kommunikationstechnologie zusammenführen, wenn nicht sogar verschmelzen lassen“, sagte Patrick Ester, Mobilitätsexperte beim Technologieverband VDE.

Ester drängt darauf, Hemmnisse bei der Automatisierung der Mobilität in Deutschland abzubauen. Dazu zählten vor allem die verkehrsrechtliche Zulässigkeit bestimmter Maßnahmen und die Skepsis in der Bevölkerung. Ester mit Blick auf die USA: „Wenn wir es nicht machen, machen es andere.“ Richard Rother