LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Eine Beleidigung der Anna Loos

betr.: „Die Sache mit der Komik“, taz vom 11. 1. 16

Jens Müller schreibt in seiner Rezension über den ARD-Mehrteiler „Die Stadt und die Macht“, die Schauspielerin Anna Loos werde endgültig in der Liga Ferres/Furtwängler angekommen sein. Das kann er bei ein bisschen Sachverstand nicht wirklich gemeint haben. Denn diese Einordnung ist eine Beleidigung und Herabwürdigung der beeindruckenden schauspielerischen Leistung, mit der Anna Loos bisher aufgefallen ist.

Ferres und Furtwängler hingegen sind durch alles Mögliche aufgefallen, aber auf keinen Fall durch schauspielerische Leistung.

Jürgen Reith , Neuss

Hosen runter, Hosen runter

betr.: „Endlich deutsch“, taz vom 13. 1. 16

Der Bericht von Fatma Aydemir traf mich auf besondere Weise, erinnert er mich sehr an das Schicksal als transidenter Mensch in Deutschland. Einen korrekten Personalausweis erhalten. Dauer: Über 15 Monate, unzählige Termine bei Gutachtern, Hosen runterlassen; Hosen runterlassen „mit dem falschen Pass“ bei Verkehrskontrollen; Hosen runterlassen beim Zahlen mit EC-Karte, weil der Name nicht zur Optik passt. Würde? Nicht ohne richtiges Dokument.

Arroganz von „Amtsmitarbeitern“, deren ganzer Stolz ein Stempel in einer Schublade zu sein scheint. Spießrutenlauf.

Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass dieses Land der Dichter und Denker seinen kleinen, gediegenen Papierfetischismus mehr liebt als den Menschen hinter einem Etikett. Preußische Verhältnisse. Zeig mir deine Uniform und ich sage dir, wer du bist. Wenn man als Betroffener in einem solchen System nicht zum Steinewerfer werden will, kann man versuchen, drüber zu lachen. Sebastian Lehmann, Königslutter am Elm

Mal nicht nur Hiobsbotschaften

betr.: „Der Mann, der vom Himmel fiel“, taz vom 12. 1. 16

Danke, dass ihr euch so intensiv auf Bowie „gestürzt“ habt. Mal nicht nur Hiobsbotschaften über Köln.

Alle Medien haben heute unterschiedliche Informationen über dies Genie gebracht. Nur die Basics waren die gleichen. Da kann man mal sehen, wie unerschöpflich und damit schwer fassbar er war.Ilona Horn, Marburg

Bomben, Raketen, Heere

betr.: „Oskar und der Selbstmordbomber“, taz vom 12. 1. 16

Ja, es ist schon merkwürdig mit den armen Unterdrückten. Die einzige Form, sich gegen Unterdrückung zu wehren, ist halt mit Bomben, Raketen, Heeren …und wenn die fehlen, dann halt Selbstmordattentate. Das ist auch die Logik, die ich bei dem Block der Linken auf Ostermärschen gefunden habe, Che-Guevara-Transparente. Und bei Fragen, warum bei einer Friedensdemo: Weil es um Gerechtigkeit geht und da müssen sich die Unterdrückten auch mit der Waffe wehren und so Frieden herstellen.

In diesem Denkmuster fehlt der Zusammenschluss mit friedliebenden Menschen und Organisationen, Öffentlichkeitsarbeit, Bildung, Ethik zur Interessenvertretung.

In einem Punkt stimme ich Herrn Lafontaine jedoch zu, dass Selbstmordattentäter die Perversion der Weltordnung zeigen.

Es gibt leider immer noch keine „von eigenen Interessen freie Weltpolizei“. Und alle Führungsmächte dieser Erde beten die gleichen Lösungsansätze vor sich her: „Bomben, Raketen, Heere …“, da sieht es um die Ethik unserer Welt nicht gut aus.

Die im Westen hochgelobte Weltpolizeimacht USA ist dem internationalen Strafgerichtshof nicht beigetreten (übrigens wie auch Russland, China, Indien), also ein weitgehend rechtsfreier Raum für die meisten Menschen dieses Planeten. Daran zu arbeiten, ohne Bomben, sondern mit diplomatischem Geschick, das könnte auch für die Linkspartei ein hohes Gut werden.

julius schlosser, Grünberg

Der Krieg der armen Länder

betr.: „Oskar und der Selbstmordbomber“, taz vom 12. 1. 16

Herr Reeh hat Herrn Lafontaine wohl doch nicht richtig zugehört. Herr Lafontain hat Selbstmordattentate nicht für legitim, also gesetzmäßig oder richtig, erklärt. Er hat nur Verständnis für Selbstmordattentäter gezeigt. Nun müsste Herrn Reeh allerdings klar sein, dass Verständnis weit entfernt von Billigung oder Legitimation ist. Verständnis ist allerdings die Voraussetzung dafür, auch schwierige Situationen zu beurteilen und sich dazu zu verhalten. Am 21. November war ein passender Artikel dazu in der taz erschienen: „Auch irrationale Taten haben rationale Ursachen“.

Was Herr Lafontaine eigentlich meint, ist, dass Terror der Krieg der armen Länder ist und Krieg der Terror der reichen. Ich unterstelle ihm, dass er beides verabscheut.

In meinem Wertesystem sind Menschen, die töten, weit unten angesiedelt. Ein ganzes Stück unter den Selbstmordattentätern, die ja letztlich ihre Tat mit dem Leben bezahlen, stehen bei mir Menschen wie Bush, Blair oder Obama. Die sitzen in Sicherheit, lassen ohne Not andere für sich töten und das, was wir bei uns als Terroranschlag ansehen würden, läuft bei ihnen unter Kollateralschaden. Christian Schuhmann, Barum