Kunstrundgang
: Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Angela Hohmann, Imke Ehlers: „Berlin Contemporary. Galerienführer Berlin“ Jovis Verlag, Berlin 2005, 192 Seiten, 140 Farbabb., 14,95 Euro

Ab welcher Zahl verliert man eigentlich den Überblick? Denkt man etwa an die Reihe seiner Liebhaber, läge eine solche Zahl vielleicht bei … Aber darum geht es hier nicht. Es geht um die Kunst und die 300 Galerien, die es in Berlin geben soll, überblicken kann sie aber niemand mehr. Eine begrüßenswerte Tat also, dass die Lektorin Angela Hohmann und die Kunsthistorikerin Imke Ehlers nun wenigstens 70 von ihnen in einem knapp 200 Seiten starken Führer vorstellen. Mit der Größe eines perfekten Handtaschenbuchs ist der hochformatige Broschurband auch unterwegs noch gut zu benutzen. Zunächst resümiert eine solide Einführung die Entwicklung der Berliner Galerienszene nach dem Mauerfall, kenntnisreich und weitgehend fehlerfrei, sieht man davon ab, dass die Sammlung Flick als eine Erwerbung der Staatlichen Museen bezeichnet wird. Zwei Farbfotos, eine größere Installationsansicht auf der rechten und eine kleinere Werkabbildung auf der linken Seite, stehen über dem Text, der dann die Geschichte der jeweiligen Galerien, die Philosophie ihrer Gründer und die von ihnen vertretenen Künstler kurz vorstellt, höflich von A bis Z aufgelistet. Und tröstlich: erst auf Seite 100 ist mit „M:A Contemporary“ eine Galerie aufgeführt, deren Namen man meint noch nie gehört zu haben. Allerdings stellt sich dann heraus, dass Ian Meiklejohn von der Galerie Refugium mit einer neuen Partnerin und einer neuen Adresse auch einen neuen Namen für sein neues Galerieprofil fand. Und gleich auf der folgende Seite erfährt man, dass die Galerie Davide di Maggio schon seit 2002 in Berlin residiert, obwohl sie einem erst durch die Francesca-Woodman-Ausstellung im Sommer aufgefallen war. Ja, leider, man hat den Überblick längst verloren. Und Hohmann/Ehlers sind zu preisen, helfen sie doch, ihn ein bisschen wiederzugewinnen.