DIE UNO FORDERT HILFE VON DER EU BEI DER LÖSUNG DES KOSOVOKONFLIKTS
: Langer Schatten der Vergangenheit

Der letzte noch immer gefährlich schwelende Konflikt auf dem Balkan soll nun endlich ausgetreten werden. Der Weltsicherheitsrat hat entschieden, Verhandlungen zwischen der serbischen Regierung und den Vertretern der Kosovo-Albaner über den Status des Kosovo aufzunehmen, um langfristig tragfähige Weichen für die Zukunft des Landes zu bauen. Ein zähes Ringen ist absehbar.

Ein Kompromiss zeichnet sich höchstens für eine Übergangszeit ab. Denn endlich ist die serbische Führung unter Vojislav Koštunica bereit, dem Kosovo eine weitgehende Autonomie zuzugestehen. Doch aufgeben will sie das Kosovo damit keinesfalls. Genau das aber ist das Ziel, auf das die absolute Mehrheit der Albaner besteht.

Beide Seiten haben wenig Handlungsspielraum. Wenn die albanischen Verhandler das Ziel der Unabhängigkeit aus den Augen verlieren, brauchen sie sich zu Hause nicht mehr blicken zu lassen. Das Auftauchen einer neuen bewaffneten Truppe und die von Ex-Studentenführer Albin Kurti angedrohten Massendemonstrationen sind eine klare Botschaft. Umgekehrt riskiert auch die Regierung Koštunica, von Protesten hinweggefegt zu werden, sollte sie einen Kompromissweg einschlagen.

Anscheinend dämmert inzwischen auch den UN-Spitzen, dass es falsch war, einer Grundsatzentscheidung kurz nach dem Nato-Krieg 1999 gegen Milošević-Jugoslawien auszuweichen. Hätte man damals die Statusfrage zugunsten der Unabhängigkeit Kosovos entschieden und Jugoslawien aufgelöst, wäre man heute viel weiter. Stattdessen aber hoben EU-Politiker wie Javier Solana und andere den Staatenbund Serbien und Montenegro als Rechtsnachfolger Jugoslawiens aus der Taufe und verlängerten damit die allgemeine Agonie.

Die UN wird die Quadratur des Kreises nicht schaffen. Dass der UN-Sonderbeauftragte Kai Eide den Konflikt nun der EU übereignen möchte, erstaunt nicht; schließlich hat sie einen gehörigen Anteil an der verfahrenen Situation. Und im kommenden Jahr muss die EU sowieso Farbe bekennen, weil der Staatenbund Serbien und Montenegro wohl kaum überleben wird. ERICH RATHFELDER