DIE LobbyistIN der Woche
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Den eigenen Mythos beerdigt

Foto: reuters

Das Ende des rechten Idols Beate Zschäpe ist besiegelt. Zum zweiten Mal meldet sich die Hauptangeklagte im NSU-Prozess zu Wort, und wieder gibt sie sich unschuldig und unbedeutend. Die Morde und Anschläge – alles Werk ihrer Kumpanen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Deren Gewalt verurteile sie „zutiefst“, sie sei aber nicht dagegen angekommen.

Doch es bleiben die Zeugen, die Zschäpe als überzeugte, gewalttätige Rechtsextreme beschreiben. Es bleibt der von Zschäpe angezündete Unterschlupf und das verschickte Bekennerschreiben – auch nach dem Tod der „Uwes“.

Und dennoch: Diesmal nennt ­Zschäpe Namen. Von Helfern, die Pässe oder Wohnungen besorgten. Auch die Namen zweier neuer Waffenbeschaffer offenbart sie. Es sind einstige Szenefreunde, einige bis heute dort aktiv. Selbst den Mitangeklagten André E. belastet sie – obwohl dieser bis zuletzt zu dem Trio hielt, ihr noch auf der finalen Flucht 2011 half.

Auf die Genannten wird nun juristisches Ungemach zukommen. Das wird man Zschäpe in der rechten Szene nicht vergessen. Dort gilt der Kodex: Kameraden verpfeift man nicht. „Brüder schweigen“ stand auf dem Pullover, den André E. sogar noch im Gerichtssaal trug. Und der Mitangeklagte Ralf Wohlleben, auch er weiter szenetreu, verklärte seine Einlassung als „Akt der Notwehr“ – mit dem Verweis, seinen „Idealen“ treu zu sein.

Zschäpe verlässt nun diesen Kodex. Sie opfert die Ideologie für die letzte Hoffnung, der Höchststrafe zu entkommen. In der rechten Szene dürfte sie damit jeden Kredit verspielt haben und als „Nestbeschmutzerin“ gelten. Wenn der Prozess in München schon mal die Dekonstruktion des rechten Mythos NSU erreicht hat, dann ist das sicher nicht das Schlechteste.

Konrad Litschko