Neue Nachbarn im Villenviertel

Flüchtlings-Ankunft

In anderen Hamburger Stadtteilen wäre es keine größere Sache, wenn eine Unterkunft für Flüchtlinge mit 190 Plätzen entsteht. Im wohlhabenden Viertel Harvestehude aber ist es für die Stadt ein hart erkämpfter Erfolg, wenn in der kommenden Woche die ersten Geflüchteten in das frühere Kreiswehrersatzamt an der Sophienterrasse ziehen. Die Rechtsanwälte dreier Anwohner hatten die Bauarbeiten monatelang durch ihre Klagen blockiert. Das Verwaltungs- sowie das Oberverwaltungsgericht hatten ihnen Recht gegeben und den Baustopp bestätigt. Am Ende haben die Anwohner aber einem Kompromiss zugestimmt.

Statt der geplanten 220 Menschen ziehen nun 190 in den grau-beigen Verwaltungsbau. Auch bei der Belegung kommt die Stadt den Klagenden entgegen: Zu 80 Prozent werden hier Familien aus Bürgerkriegsländern unterkommen, nicht aber – wie angeblich befürchtet – junge, allein reisende Männer. Zudem ist diese Unterbringung ist auf zehn Jahre begrenzt, danach sollen dort Wohnungen entstehen.

„Alle Hamburger müssen die Situation mittragen, auch in Harvestehude, nicht nur die Menschen in den Randbezirken“, hatte Eimsbüttels Bezirks­amtsleiter Torsten Sevecke (SPD) zu den Planungen gesagt. In den nun erst mal beigelegten Konflikten wurde die Unterkunft zum Symbol dafür, dass die Stadt auch Flüchtlinge in reichen Stadtteilen unterbringt.

Dieses politische Signal ließ sich die Stadt einiges kosten: In das Gebäude in dem Villenviertel in Alsternähe investierten die Behörden laut Hamburger Abendblatt rund 23 Millionen Euro. Allein 15 Millionen Euro betrug der Kaufpreis. Die Räume wurden saniert, Wände umgesetzt, damit größere Mehrbett-Schlafzimmer entstehen konnten und neue Sanitäranlagen eingebaut.

„Es ist alles andere als luxuriös“, sagt Hendrikje Blandow-Schlegel über die mit Metallbetten ausgestatteten Räume. Die Vorsitzende des Vereins Flüchtlingshilfe Harvestehude will mit seinen 214 Mitgliedern und vielen weiteren Freiwilligen die neuen Nachbarn unterstützen.

In einem Aufenthaltsraum wollen die Helfer eine Teestube einrichten, dazu eine Fahrradwerkstatt und ein Kinderspielzimmer. „Unsere Hilfe ist kein Strohfeuer“, sagt Blandow-Schlegel. Schon seit Bekanntwerden der Pläne für die Unterkunft engagieren sich die Harvestehuder. Die Rechtsanwältin ist froh über den geschlossenen Kompromiss mit den Klägern. „Es wird immer Menschen geben, die kritisch bleiben“, sagt sie. Jetzt komme es darauf an, die neuen Nachbarn „nachhaltig zu begleiten und in normale Wohnungen zu bringen“. rea