POLITIK

PolitikJörg Sundermeiersichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

Dies ist eine Woche der Buchpräsentationen – die es allerdings sehr in sich haben! Gleich am Freitag etwa wird im Buchladen Schwarze Risse (Gneisenaustraße 2a, 20 Uhr) das Buch „Das KZ und Zuchthaus Sonnenburg“ vorgestellt, in dem Kamil Majchrzak vom Internationalen Arbeitskreis zum Gedenken an die Häftlinge des KZ und Zuchthauses Sonnenburg bei der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes die Geschichte des auch heute in Deutschland noch immer kaum bekannten Lagers erzählt und zugleich darlegt, dass im rund 100 Kilometer von Berlin entfernten polnischen Słońsk (ehemals Sonnenburg) nun endlich ein würdiger Gedenkort im Entstehen begriffen ist. Was im heutigen Polen auch nicht so leicht ist.

Am Sonntag wird im Gretchen (Obentrautstraße 19–21, 19 Uhr) Gretchen Dutschke-Klotz vorlesen, und das gemeinsam mit Christoph Ludszuweit. Beide lesen aus dem Buch „Wut und Mut. Rudi Dutschke und Peter-Paul Zahl. Briefwechsel 1978/79“. Darin, man ahnt es, geht es um Zahl und Dutschke und ihr Engagement vor und nach 1968 und um die Gemeinsamkeiten, aber auch die Unterschiede in ihrer politischen und agitatorischen Arbeit. Dutschke, eher unorthodoxer Marxist und gerade auf dem Weg, die Grünen mitzugründen, debattiert mit Zahl, dem libertären Autor aus dem Milieu der radikalen Linken, über die Zukunft der Linken und über angemessene Möglichkeiten zum Widerstand. Aber auch Dutschke-Klotz und Christoph Ludszuweit, die ihrerseits hervorragend Zeitzeugnis ablegen können, werden sich über ihre Erinnerungen an die beiden unterhalten – und zweifelsohne darüber hinaus die Gegenwart mit der Vergangenheit abgleichen.

Am Montag wird sodann im Café Morgenrot (Kastanienallee 85, 20 Uhr) das Buch „In guter Gesellschaft?“ vorgestellt, in dem Charlie Kaufhold „Geschlecht, Schuld und Abwehr in der Berichterstattung über Beate Zschäpe“ untersucht. Angesichts der Selbststilisierung der Dame als Opfer und angesichts der Artikel, in der die Dame als „Naziflittchen“ verhandelt wurde, ein sehr spannendes und sich geradezu aufdrängendes Thema.

Am Dienstag schließlich wird im Projektraum H48 (Hermannstraße 48, 19. 30 Uhr) an den Linken Werner Scholem erinnert, der 1940 von den Nazis ermordet wurde. Als Antistalinist und Skeptiker war er seiner Partei, der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), die ihn schon vor seiner Verhaftung ausgeschlossen hatte, weit voraus. Der Historiker Ralf Hoffrogge hat eine Scholem-Biografie geschrieben und stellt das Leben des interessanten und streitbaren Genossen vor.