Einblick (606)

Asta Gröting: Künstlerin

Foto: VG Bild Kunst, Bonn, 2015, Jens Ziehe

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?AG: Am meisten begeistert hat mich ein Film: „Dheepan“ von Jacques Audiard. Aus dem Film bin ich mit einer anderen Sicht auf die Welt und die Realität von Flüchtlingen rausgegangen. Warum gibt es solche Filme nicht in Deutschland, nicht inhaltlich und nicht ästhetisch? So gut erzählt, so gut gespielt, so gut gefilmt. Die Archivausstellung der René-Block-Sammlung, im n.b.k. „Ich kenne kein Weekend“ war wie ein Spaziergang durch die Kunst der 70er und 80er Jahre, als der Markt noch nicht die Kunst und die Künstler verdorben hatte. Viele kleine und zarte Arbeiten.

Welches Konzert oder welchen Klub können Sie empfehlen?Bei Peaches im Huxley’s war ich. Das war mindblowing, und es wird bis ans Ende meines Lebens in meinem Kopf bleiben. So mutig und heiter und frech und sexuell.

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleiten Sie zurzeit durch den Alltag?„Things I Don’t Want to Know“ von der britischen Autorin Deborah Levy. Da stehen so wunderbare Sätze drin wie: „When happiness is happening it feels as if nothing else happened before it, it is a sensation that happens only in the present tense.“ Das Buch ist subtil und direkt und düster und einfach wunderschön geschrieben.

Was ist das nächste Projekt, an dem Sie arbeiten?Meine Arbeiten handeln vom Unsichtbaren, deshalb kann ich schwer darüber reden, bevor etwas sichtbar ist.

Zur Person

Asta Gröting (*1961) lebt in Berlin. Professorin an der HBK Braunschweig. Zahlreiche Einzelausstellungen, unter anderem: „Parallel Performances“, Arter, Istanbul, 2010; n.b.k., Berlin, 2010; „Asta Gröting Sculpture: 1987–2008“, Henry Moore Institute, Leeds, 2009. Gruppenausstellungen (Auswahl): „Flying Over The Abyss“, NEON + Thessaloniki Center of Contemporary Art, 2016; „International Biennial of Contemporary Art of Cartagena“, Bogotá, 2014. Bis 6. 2. mit „TOUCH and Ghost“ bei carlier | gebauer (siehe oben).

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen am meisten Freude?Mein kleiner rot-blauer Teppich aus Westafghanistan, der von einer Taymani-Teppichknüpferin während der russischen Besatzungszeit entworfen und geknüpft wurde; es sind Granatäpfel und Panzer dargestellt. Ich stelle mir vor, wie er hergestellt wurde, unter welchen politischen und persönlichen Lebensumständen er vor vielleicht 35 Jahren entstand. Ein Kriegsdenkmal.