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Was sagt uns das? Warum die Bürgermeisterin von Dresden gegen eine Karikatur klagte

Die gelernte Krippenerzieherin Helma Orosz, die unbegreiflicherweise hier im Vorjahr Oberbürgermeisterin von Dresden wurde, klagte gegen ein Gemälde, auf dem sie mit Strapsgürtel, Amtskette und einem rosa Tüchlein dargestellt ist. Und dann auch noch vor der Waldschlösschenbrücke, die Dresden den Welterbetitel kostete!

Sie habe damit ihren Schmerz über den Titelverlust ausdrücken wollen, sagt die Malerin Erika Lust, die seit Jahren berühmte Fürstengestalten der Geschichte einfach auszieht. Das fand Orosz nun gar nicht lustig und fühlte sich in ihrer Intimsphäre verletzt. Es sei eine Grenze überschritten, sagte sie.

Die Pressekammer des Landgerichtes Dresden sah das auch so. Erika Lust muss das Bild von ihrer Internetseite nehmen. Die Richter hatten einmal mehr die Kunstfreiheit im Artikel 5 des Grundgesetzes gegen die Menschenwürde im Artikel 1 abzuwägen. Das Original ist schon verkauft, sinnigerweise an einen Kneiper nahe der spektakulär für die Brücke gefällten 300-jährigen Buche. Gegen wen aber will Orosz noch alles klagen?

Der Fall war zuvor in den Zeitungen, die teils online ganze Lust-Bildergalerien anboten. Jetzt hat sie jedenfalls deutschlandweit einige Lacher mehr über den Dresdner Provinzialismus geerntet.

Trotzdem: Schlechte Zeiten für die Kunstfreiheit in Deutschland. Oder doch wenigstens in Sachsen. MICHAEL BARTSCH