In braunen Socken auf Greenspans Spur

Der neue US-Notenbankchef ist Fan von „Roten Socken“ – zumindest was sein Baseball-team, die „Red Sox“ aus Boston, angeht. Politisch ist Ben Bernanke ein Konservativer und noch Wirtschaftsberater des Präsidenten. Im kommenden Februar wird er Nachfolger von Alan Greenspan.

Kein leichter Job, denn Greenspan ist in Finanzkreisen eine Legende. Fast zwei Jahrzehnte leitete er die US-Notenbank Federal Reserve, kurz Fed. Für viele Experten ist das der bedeutendste Finanzjob auf der Erde. Die Fed bestimmt durch Zins- und Geldpolitik maßgeblich die Rahmenbedingungen der wichtigsten Volkswirtschaft der Welt. Deshalb wird jedes Wort des Fed-Präsidenten auf die Goldwaage gelegt.

Greenspan spielte die Rolle als Finanzorakel perfekt und machte Geheimniskrämerei zur Methode. Klare Vorgaben für das Verhalten der Notenbank lehnte er ab, um in Krisensituationen flexibel zu bleiben.

Von Bernanke erhoffen sich die Experten mehr Transparenz. Er hat sich immer wieder dafür ausgesprochen, dass die Fed eine feste Zielvorgabe für die Preissteigerung ausgeben soll – wie die Europäische Zentralbank. Das macht die Geldpolitik etwas vorhersehbarer. Liegt die Inflation dauerhaft über dem Zielwert, ist eine Anhebung der Zinsen wahrscheinlich. Liegt sie darunter, ist eine Zinssenkung erwartbar.

Und weil Finanzmärkte nichts mehr hassen als unklare Worte und Unsicherheiten, bekommt Bernanke von allen Seiten Vorschusslorbeeren. Die Wall Street reagierte auf die Personalie mit kräftigen Kurssprüngen, auch aus Japan und Europa kamen positive Kommentare. Doch es gibt auch Skeptiker. Denn Bernanke war zwar Professor an der Elite-Uni Princeton. Anders als Greenspan hat er aber keine praktische Erfahrung auf den Finanzmärkten gesammelt.

Möglicherweise ein Manko angesichts der anstehenden Probleme der US-Wirtschaft. Die Spekulationsblase auf dem Immobilienmarkt droht zu platzen, die hohen Ölpreise lassen die Inflation steigen. Gleichzeitig müsste die Fed aber die Zinsen senken, damit die Schäden des Wirbelsturms „Katrina“ schnell behoben werden können.

Doch Bernanke, der verheiratet ist und zwei Kinder hat, reagiert auf Herausforderungen kreativ. Zumindest hat er das in Kleidungsfragen bewiesen. Bei einem Treffen mit Bush fiel Bernanke unlängst durch die unpassende Kombination von braunen Socken und dunklem Anzug auf. Statt reumütig die Farbe zu wechseln, sorgte er dafür, dass bei der nächsten Besprechung mehrere Teilnehmer die gleiche Farbe am Fuß trugen.Vielleicht kauft sich die gesamte Fed bald braune Socken. Oder rote. STEPHAN KOSCH