Vertragspoker leicht gemacht

Während der Winterpause der Regionalliga Nord stellt die taz an dieser Stelle Fanartikel vor, die es noch nicht gibt, aber dringend geben sollte. Heute: ein Ratgeberbuch von Hannovers Trainer.Wie weh tut ein Syndesmosebandriss? Sind Wunderkerzen Pyrotechnik? Der moderne Fan muss furchtbar viel wissen und sich ständig neu einlesen, um auf Ballhöhe zu sein – im Fußball wie auch im richtigen Leben. Ein Nachschlagewerk aus dem Fanshop von Hannover 96 schließt da elementare Wissenslücken: „Vertragspoker leicht gemacht – 96 Tipps für jedermann“. Autor Mirko Slomka verrät, wie man sich als Arbeitnehmer äußerst begehrt macht, seinen Arbeitgeber hinhält bis brüskiert – und am Ende trotzdem zu besseren Konditionen weiterbeschäftigt wird. Nichts gegen die üblichen Gartenzwerge, Badewannenentchen und Grillsets im 96-Sortiment: Der Nutzwert von des Trainers Ratgeber ist nicht zu übertreffen. Ein Glossar hilft Fans dabei, kurz vor dem nächsten Personalgespräch schnell nochmal nachblättern zu können. Von A wie „Ausstiegsklausel durchdrücken“ über P wie „Personal für die eigene Abteilung fordern“ bis Z wie „Zielvereinbarung ablehnen“: Nach zwei erfolgreichen Pokerrunden mit Hannover-96-Präsident Martin Kind weiß Slomka genau, worüber er schreibt. Zum guten Buch wird heutzutage gerne ein Extra gereicht. In Slomkas Fall ist das ein Blankoformular, mit dem alle Fans das Ausfüllen eines Arbeitsvertrages in Ruhe üben können. Dabei lernt der Leser: Mit einem solchen Kontrakt kann man sich je nach Lust und Laune wenige Minuten aufhalten – oder mehrere Monate. Sogar an das Kleingedruckte ist gedacht worden, etwa mit der Klausel: „Dieser Vertrag gilt bis zum nächstbesseren Vertrag.“ Es sind nicht zuletzt Details wie dieses, die den Preis des Slomka-Buch rechtfertigen – 18,96 Euro.  CHRISTIAN OTTO