Die Weisen weisen den Weg

Die Sternsinger waren unterwegs

VON THOMAS MAUCH

Die katholische Kirche hat so ihre Regeln, die einigermaßen dogmatisch scheinen. Dass zum Beispiel Priesterinnen im Geschäft mit dem Glauben einfach nicht vorstellbar seien. Und die katholische Kirche hat ihr Brauchtum. Von Weihnachten an bis zum 6. Januar sind so traditionell die Sternsinger unterwegs. Dabei werfen sie sich in die Kluft der Heiligen Drei Könige. Womit die Angelegenheit ein wenig verzwickt zu werden beginnt.

Diese Könige sind die in der Weihnachtsgeschichte des Matthäus-Evangeliums erwähnten Weisen aus dem Morgenland, die durch den Stern von Bethlehem zu Jesus an die Krippe geführt wurden. Eine nähere Beschreibung findet sich in dieser Quelle nicht. Eine später herausgebildete Tradition allerdings will es, dass einer der Könige schwarz zu sein hat.

Die Könige, ungeschminkt

So war durchaus zu befürchten, dass nun, genau ein Jahr nach der Diskussion über einen schwarz geschminkten weißen Schauspieler im Steglitzer Schlosspark Theater, eine neuerliche Blackfacingdebatte zu führen sei. Ob also Weiße Schwarze mimen dürfen, indem sie sich Farbe ins Gesicht schmieren. Die Sternsinger, die gestern im Wedding unterwegs waren, zeigten aber einen beherzt liberalen Umgang mit dem Brauchtum: keine Schminke. Alle Kinder durften in die Rolle schlüpfen, auf die sie Lust hatten. Nicht einmal an die Zahl der drei Könige wollte man sich klammern, es waren acht. Vorbildlich. Vielleicht muss man nun gar nicht mehr bis in alle Ewigkeit warten, bis es auch mal eine Päpstin in der Kirche gibt.

Reportage SEITE 22