Gewiefter Taktiker wird neuer SPD-Fraktionschef

Wahl Mike Bischoff folgt auf den verstorbenen Klaus Ness im Potsdamer Landtag

"Ich weiß, was es bedeutet, wenn um jeden Arbeitsplatz gebangt wird"

Mike Bischoff, SPD-Fraktionschef

So viel Pietät muss sein. Zwar stand schon vor Weihnachten fest, dass Mike Bischoff der Nachfolger des verstorbenen Klaus Ness als Fraktionschef der SPD im Potsdamer Landtag sein soll. Doch erst am gestrigen Dienstag wurde der 50-jährige Uckermärker gewählt. Er erhielt 27-Jastimmen, ein Abgeordneter stimmte gegen ihn.

Schon bevor der 53-jährige Ness am 17. September im Potsdamer Landtag zusammengebrochen war und später in einer Klinik verstarb, gehörte Bischoff zum Führungskreis der SPD-Fraktion. Als Parlamentarischer Geschäftsführer galt er als gewiefter Taktiker, während Ness als Stratege die Zukunftsthemen bestellte. Nun muss Bischoff die 29 Köpfe zählende Fraktion führen. Parlamentarischer Geschäftsführer soll Björn Lüttmann werden. Die Brandenburger SPD regiert seit 2009 mit der Linken. Nach den Landtagswahlen im September 2014 war das Bündnis erneuert worden. Der verstorbene Ness war einer der Architekten der rot-roten Koalitionen in der Mark.

Bischoff, geboren in Schwedt/ Oder, sitzt bereits seit 17 Jahren im Landtag und stammt aus einfachen Verhältnissen. Seine Zeit als junger Betriebsrat in einem Werk für Bahnsicherungstechnik habe ihn geprägt, sagt Bischoff: „Ich weiß, was es bedeutet, wenn um jeden Arbeitsplatz gekämpft und gebangt wird.“ Der Kampf um den Erhalt von Jobs ist ihm auch deshalb ein großes Anliegen. „Industriearbeitsplätze sind der Motor für die wirtschaftliche und regionale Entwicklung.“

Der SPD-Abgeordnete und ehemalige Innenminister Ralf Holzschuher beschreibt Bischoff als ruhigen und sachlichen Politiker, der bei Konflikten aber auch schon mal emotional werden könne. „Beides muss man können, wenn man so eine Fraktion zusammenhalten will: Man muss überzeugen, aber man muss auch im entscheidenden Moment auf den Tisch hauen, und das kann er“, sagte Holzschuher nach der Wahl. Zudem ist Bischoff heimatverbunden. Seit 1998 sitzt er in der Stadtverordnetenversammlung seiner Geburtsstadt Schwedt. 1995 schloss sich der Gewerkschafter den Sozialdemokraten an und zog 1999 in den Landtag ein. Bischoff engagiert sich unter anderem für die Gesundheit und Bildung von Kindern und Jugendlichen. Außerdem ist er Präsident des Verbandes der Campingwirtschaft in Brandenburg. Uwe Rada, dpa