LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Wenn Grips Grips möglich macht

betr.: „Witz, kommt raus, du bist umzingelt“, taz vom 7. 1. 2016

Eure Charly-Hebdo-Ausgabe ist ein schöner Beweis dafür, wenn Grips Grips möglich macht. Ohne viele Worte, bereits am Vorabend angeschaut: eine Jahrhundertausgabe, vielleicht ein bisschen weniger, aber doch in diese Richtung!

JÖRG BEYER, Rüsselsheim

Ewig gleiche Provokationen

betr.: „Je ne suis pas Charlie“, taz vom 7. 1. 2016

Vielen Dank für den Kommentar von Daniel Bax, dem einzigen Lichtblick in einer taz voller pointenloser Witzbildchen.

Denn genau das ist Charlie Hebdo: ein abgewirtschaftetes Witzblättchen, das sich nur noch durch die ewig gleichen rassistischen Provokationen über Wasser halten kann. Vielen Dank jedenfalls dafür, dass einer in der Redaktion erkannt hat, dass der Kaiser nackt ist. Martin Hoefs,Siegburg

Kindisch und dumm

betr.: „Je ne suis pas Charlie“, taz vom 7. 1. 2016

Muss man sich als Karikaturist partout an einem Mohammed abarbeiten, der nun mal für eine Menge Leute eine besondere Bedeutung hat, Leute, die niemandem etwas antun wollen? Deshalb finde ich dieses Auf-die-Spitze-Treiben besonders in Zeiten wie diesen, wo wir mit einer Menge Flüchtlingen friedlich zusammenleben wollen, geradezu kindisch und dumm. Im Übrigen schließe ich mich voll und ganz der Meinung von Daniel Bax in seinem Artikel an. Ich bin nicht Charlie. Lisa Bäuml, Bremen

Bonne nuit

betr.: „Witz, kommt raus, du bist umzingelt“, taz vom 7. 1. 2016

Auf das Leben, auf das Lachen und auf die Harmlosigkeit. Die Karikaturen der Sonderausgabe sind an Harmlosigkeit kaum zu unterbieten. Da macht ihr so ein Fass auf mit der Sonderausgabe und dann …als Panther gesprungen und als Bettvorleger gelandet. A votre santé …und bonne nuit.

Aber der Kommentar von Daniel Bax war interessant, danke dafür. ANDREAS HÖRMANN, Frankfurt am Main

Die Weisheit der Milliardäre

betr.: „Lobbyisten der Woche“, taz vom 2./3. 1. 2016

Wie lange hält sich nun schon der Irrglaube, es läge in der Erkenntnis und Weisheit von Systemmilliardären und erlauchten Chefs von DAX‑Konzernen, so eine Massensegnung wie das „bedingungslose Grundeinkommen für alle“ (BGE) erfolgreich, im Gegensatz zu folgenreich, einführen zu können? Die Behauptung des Telekom-Chefs Timotheus Höttges, mit dem BGE die „Sozialsysteme“ erhalten zu wollen, erscheint eher als Taschenspielertrick, wie obendrein sein Hauptmotiv, nämlich die Imageaufbesserung gegenüber seiner Konkurrenz im privaten Wirtschaftssektor, herauszulesen ist.

Und wenn gemäß dem Götz Werner’schen Grundeinkommensmodell zu erwarten ist, dass die Verbraucherpreise durch die dann höhere (bis 50 Prozent) Konsumsteuer steigen werden, also die Kaufkraft sinkt und es gleichzeitig kaum oder keinerlei öffentliche soziale Leistungen mehr gibt, was würde für wen und in welchen gesellschaftlichen Schichten unter beharrlicher Nichtbesteuerung bestehender und nach wie vor wachsender Reichtümer wohin sich gesamtgesellschaftlich verändern? Zu erwarten ist die sich zusehends vergrößernde Kluft zwischen Reich und Arm, und die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich weiter, bis …? Bis die Regierung ihre Pläne aus der Schublade holt und ähnlich dem Kurzarbeitergeld und der Abwrackprämie ein Stillhaltegeld über die Bevölkerung ausschüttet.

In einem taz‑Schlagloch‑Artikel hat Mathias Greffrath vor Kurzem EU‑Kommissar Günther Oettinger zitiert, dass (dem Sinne nach) 1.000 Euro für die jungen Menschen reichen müssen!

Die Autorin schreibt: Egal, solange es der Sache (dem BGE) nur dient … Weit gefehlt, muss ich da einwerfen; denn apropos Nischendiskussionen in unserem Land: Meinen Erfahrungen nach haben sich unter dem Sehnsuchtsschleier des BGE einige Nischen unterschiedlich komfortabel in unserem System eingerichtet. Von sektengleich verschworenen Gruppen und Gemeinschaften über Hungerstreiker und Selbsttötungswichtigtuer mit zeitweiser medialer Aufmerksamkeit bis hin zu einer mit geldwertem Kalkül behafteten „Sich über die Runden retten“‑Kollaboration mit dem großen dm‑Kapitalisten Götz Werner. Im letzteren Falle betrifft das ein „Die Demokratie verbessern“‑ und „Den Kapitalismus abschaffen“-Spektakel in Gestalt eines durch die deutschen Lande rollenden Busses zur Erfüllung eines Grundgesetzzusatzes.

Die Volksabstimmung und das BGE als Allheilmittel, und wenn’s nicht klappt, dann verfügen wir weiterhin über die Bevölkerung, indem wir unablässig vom (deutschen) Volk sprechen. (Bertolt Brecht schrieb schon 1935: „Wer in unserer Zeit statt Volk Bevölkerung sagt …, unterstützt schon viele Lügen nicht.“) Und überdies bemächtigen wir uns qua eingetragener sogenannter und vermeintlicher Gemeinnützigkeit deren (der Bevölkerung) gemeinschaftlicher (An‑)Teile durch unsere Selbstbestimmung, verbrämen es als Kunst und verkaufen es den Menschen als direkte Demokratie. Joachim Lobewein,Seehausen am Staffelsee