Assauers Sixpack

Der FC Schalke 04 wird in der zweiten Pokalrunde von der Frankfurter Eintracht kräftig abgewatscht. Nach der 0:6-Schlappe stellt der Manager der Gebeutelten fest, den Trainer treffe sicher keine Schuld

AUS FRANKFURT MARCUS BARK

Mit eingeschaltetem Warnblinklicht stand der mobile „S04-Fanshop“ auf der linken Spur und blockierte den Autobahnzubringer. „Auffahrunfall, nichts passiert“, sagte einer der beiden Verkäufer. Obwohl sie keine Schuld traf, lehnten die beiden bedröppelt an der Leitplanke. Bis die Polizei den Fall aufgenommen hatte, blieb genug Zeit, über den Dienstagabend nachzudenken. Der FC Schalke hatte sein DFB-Pokalspiel der zweiten Runde bei Eintracht Frankfurt nämlich mit 0:6 verloren.

Genauso niedergeschlagen, wie die Fanshop-Verkäufer an der Leitplanke lehnten, schritt die sportliche Führung des FC Schalke 04 geschlossen zur Pressekonferenz. Manager Rudi Assauer sagte lieber gar nichts. Teammanager Andreas Müller rang um Fassung. „Es macht mich regelrecht betroffen, wenn man sich so abschlachten lässt“, sagte er. Die Spieler sollten sich einmal überlegen, „was sie da getan haben“. Zu diesem Zweck wurde am Mittwoch eine „Besprechung“ angesetzt. Ralf Rangnick hatte schon in der Frankfurter Arena angekündigt, „Tacheles“ reden zu wollen. Los ging’s gestern ab 9.30 Uhr. Es wurde viel geredet. Auch Assauer beteiligte sich am Palaver. Jetzt eine Trainerdiskussion zu führen, sei bekloppt, wusste der Manager beizutragen.

Je länger Rangnick am Spieltag „das Debakel“ zu erklären versuchte, desto mehr Fragen warf er auf. Warum kann es sein, dass sich „zwei Spieler um einen Elfmeter streiten, die da gar nichts zu suchen haben“? Warum wurde wieder „mehr auf Haltungsnoten geachtet, als zielgerichtet nach vorne zu spielen“? Warum hat „der Mannschaft nicht zum ersten Mal der absolute Punch gefehlt, um das Tor machen zu wollen“? Die Antworten blieb er schuldig.

Vor den beiden enorm wichtigen Spielen beim Hamburger SV und in der Champions League gegen Fenerbahce Istanbul zeigt sich der FC Schalke innerlich zerrissen. Hamit Altintop, der sich den vergeblichen und lächerlichen Streit um den Elfmeter mit Gustavo Varela leistete, empfahl: „Man sollte die Mannschaft in Ruhe lassen und nicht wie kleine Kinder behandeln.“ Den Vorwurf, die Spieler bevormunden zu wollen, muss sich Rangnick in kleinem Kreis seit geraumer Zeit gefallen lassen. Die Gängelung wird wohl weitergehen, denn nach der Schlappe sagte Rangnick: „Wenn sie sich wie sechsjährige Kinder benehmen, muss man sie auch so behandeln.“

Bevor Rangnick sich auf den Weg zum Bus machte, raunzte er den Journalisten noch zu, dass sein Designer-Shirt, das er bei der Positivserie in der Bundesliga trug, jetzt gewaschen werde. Wenige Meter daneben stand Torwart Frank Rost. Er trug ein T-Shirt der Ultras und ging mit seinen Kollegen hart ins Gericht: „Auf Deutsch gesagt, müssen wir wie Drecksäue spielen, aber einige haben damit ihre Schwierigkeiten.“ Die Mannschaft „bevorzugt das Spielerische“. Nach dem 2:2 in der Champions League gegen den AC Mailand hatte er noch gesagt, dass nun alle die Reihenfolge kapiert hätten: erst kämpfen, dann spielen.

Der Auftritt in Frankfurt bewies einmal mehr, dass den Schalkern derzeit die körperlichen Voraussetzungen fehlen, um den Kampf anzunehmen. Kevin Kuranyi schleppt sich seit Wochen über den Platz. Levan Kobiashvili und Lincoln, zwei Leistungsträger der vergangenen Saison, kommen in den meisten Fällen einen Schritt zu spät. Fabian Ernst musste auf die Bank, weil er „nicht in der körperlichen Verfassung ist, in der er sein sollte“, sagte Rangnick.

Neidisch dürfte er auf seinen Kollegen Friedhelm Funkel gewesen sein. Dessen Mannschaft wieselte über den Platz, konterte, kombinierte und erzielte Treffer zum richtigen Zeitpunkt, als sei sie ein Spitzenteam. „Ich kann das kaum glauben“, sagte der Frankfurter Trainer, bevor er einen Versuch startete, die Euphorie zu bremsen: „Ich habe das Ergebnis schon vergessen.“ Das wird ihm nach diesem Abend genauso wenig gelungen sein wie Ralf Rangnick. Dem hilft vielleicht ein Blick in die jüngere Geschichte. Vor zwei Jahren schied der FC Schalke nach einem 3:7 in Freiburg in der zweiten Pokalrunde aus. Im Spiel darauf wurde der FC Bayern mit 2:0 besiegt.